Es hat sich schon einiges getan beim Ausbau der Kinderbetreuungsplätze. So fair muss man sein. Allerdings gibt es in ländlichen Gegenden noch immer Defizite bei den Angeboten für null- bis dreijährige Kinder. Ob dort tatsächlich so viel weniger Nachfrage besteht als in Städten, kann man nur herausfinden, wenn ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz eingeführt wird.

Umsetzung ohne Hindernisse

Dass die SPÖ nun im Wahlkampf auf dieses Thema setzt, ist daher zu begrüßen. Auch ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin hat sich in der Vergangenheit schon in diese Richtung geäußert. Einer Umsetzung sollte also nichts im Wege stehen, auch wenn natürlich noch viele Fragen offen sind. Vor allem jene: Was passiert, wenn eine Gemeinde trotz Rechtsanspruchs keinen Platz anbietet?

Frühkindliche Bildung ist essentiell

Die Politik sollte das Thema aber noch mutiger denken. Die frühkindliche Bildung ist für die Entwicklung von Kindern, vor allem von benachteiligten, essenziell. Daher sollte nicht nur das letzte oder die letzten zwei Kindergartenjahre gratis sein, sondern jede professionelle Betreuung ab dem ersten Tag. In der Schule ist (weitgehende) Kostenfreiheit eine Selbstverständlichkeit. Warum bei den Kleinsten nicht? Klar: Eine solche Reform wäre teuer. Die Kosten könnte man sich aber weitgehend in anderen Bereichen zurückholen. An den Unis wären – sozial gestaffelt – auch höhere Eigenleistungen zumutbar. Ein 20-Jähriger kann in den Ferien arbeiten, ein Zweijähriger eher nicht. (Günther Oswald, 19.6.2017)