Wien – Der Wittgenstein-Preis 2017, der wichtigste Forschungsförderpreis des Landes, geht heuer an den Quantenphysiker Peter Jonas. Die Fachjury zeichnete am Montag aber auch sechs herausragende Nachwuchswissenschafter aus: sie erhalten jeweils einen mit bis zu bis zu 1,2 Mio. Euro dotierten Start-Preis des Wissenschaftsfonds FWF. Die Preisträger erhalten damit die Chance, eine eigene Arbeitsgruppe auf- bzw. auszubauen. In der diesjährigen Ausschreibungsrunde waren folgende Wissenschafter erfolgreich:

Der Sprachwissenschafter Hannes Fellner (geboren 1980 in Wien) widmet sich in seinem Projekt "Die Zeichen, welche die Seidenstraße prägten. Eine Datenbank und digitale Paläographie der Tarim Brahmi" der indischen Tarim Brahmi-Schrift. Ziel des Projekts ist es, alle in der Tarim Brahmi geschriebenen Texte in einer Online-Datenbank zugänglich zu machen und damit diese Schrift einer umfassenden schriftkundlichen Untersuchung zu unterziehen. In der Datenbank werden sprachliche, philologische und paläographische Daten miteinander verknüpft. Kleine, existierende Textfragmente sollen so zu größeren Einheiten zusammengefügt werden. Die Untersuchung soll neue Erkenntnisse über die Sprachen Sanskrit, Tocharisch und Khotansakisch liefern.

Mit dem Projekt "Funktion von Atg1/ULK1 in Autophagie" von Claudine Kraft (geboren 1978 in Basel, Schweiz) vom Max F. Perutz Laboratories Department für Biochemie und Zellbiologie der Universität Wien soll das Wissen über die Funktion der Autophagie – dem zellulären Abfallsystem – vertieft werden. Defekte im Prozess der Autophagie wurden mit Krankheiten wie Neurodegeneration und Krebs in Verbindung gebracht. Ziel der Forschungsgruppe ist es, die Mechanismen zu entschlüsseln, mit denen Atg1/ULK1-Komplexe die Autophagie steuern. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann in Hefe und in Zelllinien aus Säugetieren weiter untersucht.

Wolfgang Lechner (geboren 1981 in Kufstein) vom Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck will mit seiner Forschung unter dem Titel "ParityQC: Paritätsbedingungen als Toolbox für Quantencomputer" den weltweit ersten kohärenten und voll programmierbaren Quantencomputer für Optimierungsprobleme entwickeln. Kern der Forschung ist eine neue patentierte Architektur für Quantencomputer, die es erlaubt, einen voll programmierbaren Quantencomputer für Optimierungsprobleme zu bauen.

Die Mathematikerin Vera Fischer (geboren 1977 in Sofia, Bulgarien) vom Kurt Gödel Research Center for Mathematical Logic der Universität Wien untersucht in ihrem Projekt "Unendliche Kombinatorik und Definierbarkeit" jene Eigenschaften der Menge der reellen Zahlen, welche aus den Phänomenen Definierbarkeit und Unabhängigkeit entstehen. Diese Eigenschaften spielen eine wichtige Rolle in der Analysis.

Miriam Unterlass (geboren 1986 in Erlangen, Deutschland) vom Institut für Materialchemie der Technischen Universität Wien geht mit dem Projekt "Hydrothermal zu funktionellen organischen Gerüststrukturen" der Frage nach, wie sich Hochleistungsmaterialien mit umweltfreundlichen Herstellungsmethoden erzeugen lassen. Im Rahmen des Projektes sollen neuartige Konstruktionen erzeugt werden, die etwa zum Einsatz in Lithium-Ionen-Akkus, Hochtemperatur-Brennstoffzellen und Solarzellen geeignet sind.

Andrea Pauli (geboren 1977 in Regensburg Deutschland) vom Institut für Molekulare Pathologie Wien widmet sich in ihrer Forschung mit dem Titel "Neue Einblicke in Funktionen weitverbreiteter Translation während der Embryogenese" der Erforschung neuentdeckter Regionen in Boten-RNAs, die in Proteine und kurze Peptide "übersetzt" werden und eine wichtige Rolle in der Embryonalentwicklung spielen könnten. Ziel des Projekts ist es, Funktionen der Regionen während der Embryonalentwicklung zu identifizieren. Für die Studien werden Zebrafische verwendet, da diese ein ideales Modellsystem für die Embryonalentwicklung von Wirbeltieren darstellen. (APA, 19.6.2017)