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Privatuniversitäten: 1.000 Studierende waren es im Jahr 2000, 10.200 sind es aktuell. Bis 2020 soll die Zahl auf 15.000 wachsen. Angeblich ist es nicht nur die Oberschicht, die an Privatunis studiert.

Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Seit 1999 dürfen Privatuniversitäten gegründet werden, seit Mitte der 2000er-Jahre wächst der Sektor: Mittlerweile gibt es 13 Privatuniversitäten mit insgesamt 10.200 Studierenden, jährlich rund 1.900 Absolventen und 3.200 Studienanfängern.

Wie die soziale Zusammensetzung, wie hoch der Anteil an ausländischen Studierenden und wie gut die Jobchancen nach Abschluss einer Privatuni sind, analysierte das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (IBW) im Auftrag der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und der Österreichischen Privatuniversitätenkonferenz. Thema war auch die Forschung an Privatuniversitäten – über deren Ausmaß und Qualität häufig Zweifel geäußert werden.

Die Studie, deren "Highlights" am Dienstag in Wien präsentiert wurden, zeigt, dass der Anteil der Studierenden an Privatunis rund drei Prozent der gesamten Studierenden beträgt. "Sie sind also nach wie vor ein kleines Element in der Hochschullandschaft", sagt Kurt Schmid vom IBW. Der Frauenanteil an Privatuniversitäten ist mit 61 Prozent vergleichsweise hoch (öffentliche Unis: 53 Prozent, Fachhochschulen: 48 Prozent). Viele Studierende, nämlich fast 40 Prozent, kommen aus dem Ausland, die meisten aus anderen EU-Ländern.

Die Studierendenschaft hat sich in den letzten zehn Jahren verjüngt. Dennoch ist die Altersgruppe 40 bis 59 Jahre an den Privatuniversitäten mit 13 Prozent überdurchschnittlich stark vertreten (öffentliche Unis: acht Prozent, FHs: vier Prozent).

Fakten zum sozialen Background

Auch der soziale Background wurde untersucht, "weil es immer heißt, dass Privatunis ein elitärer Sektor sind", sagt Schmid. Betrachtet man nur Studierende österreichischer Herkunft, würden keine großen Unterschiede zwischen Privat und Öffentlich deutlich. 14 Prozent der PU-Studierenden wurden einer "niedrigen Schicht" zugeordnet, 28 Prozent einer "mittleren Schicht". An öffentlichen Unis seien es 16 beziehungsweise 29 Prozent. "Nur Fachhochschulen gelingt die soziale Durchmischung besser", kommentiert Schmid – ihr Ergebnis: 21 Prozent ("niedrige Schicht") beziehungsweise 34 Prozent ("mittlere Schicht"). Der Rest zählt für die Studienautoren jeweils zu den "gehobenen" und "hohen" Schichten.

Anders sieht es beim Bildungshintergrund aus: An Privatunis studieren häufiger Akademikerkinder als an öffentlichen. Das liege an den Studierenden aus dem Ausland: Ihre Eltern haben meist studiert und sie machen einen großen Anteil an Privatunis aus. Insgesamt beträgt der Anteil an Akademikerkindern an Privatunis 51 Prozent, an öffentlichen Unis sind es 38 Prozent, an Fachhochschulen 24 Prozent.

Master verdienen gut

Über die Studiendauer sagt Schmid: "Man studiert an Privatunis nicht kürzer, aber es schließen mehr Studierende ab." Zwei von drei Absolventen fänden Beschäftigung im öffentlichen Dienstleistungssektor. Das erklärt Schmid vor allem mit dem hohen Anteil an Medizinstudenten.

Absolventen finden laut Studie innerhalb von drei Monaten einen Job, wobei hier die Datenlage zu schlecht sei, um sichere Aussagen zu treffen. Master- und Diplomabsolventen verdienen im Schnitt 3.700 Euro brutto pro Monat – nach einem Masterstudium an der öffentlichen Uni verdient man mit 2.800 Euro weniger, nach einem an der Fachhochschule 3.100 Euro. Auf Bachelorebene fallen die Einkommensunterschiede allerdings deutlich geringer aus: FH-Absolventen liegen hier mit 2.700 Euro am besten, es folgen die Bachlorabsolventen privater und öffentlicher Unis mit 2.500 Euro.

Bei der Forschung werde deutlich, "dass die die Privatuniversitäten eine praktisch identische Personalstruktur aufweisen wie öffentliche Universitäten", sagt Schmid. Rund drei Viertel der Beschäftigten ordnete er der Kategorie "wissenschaftliches Personal" zu – an Universitäten sind es nur geringfügig mehr. Der Anteil der Grundlagenforschung an Privatuniversitäten liegt unter dem von öffentlichen, sie sind dafür stärker in der angewandten Forschung tätig.

Ausbau der Privatunis: Forderungen

Der internationale Vergleich offenbart, dass in Österreich private Unis immer noch einen vergleichsweise geringen Stellenwert einnehmen. Europaweit gehen rund sieben Prozent aller Universitätsstudierenden auf eine private Hochschule– in Österreich sind es rund drei Prozent. In Polen und Griechenland studierten besonders viele Undergraduate-Studenten an Privatunis, sagt Schmid.

Bei der Finanzierungsstruktur setzen die Privatunis nicht nur auf private Mittel: Rund 60 Prozent ihrer Mittel stammen von Privaten, wovon der Löwenanteil auf die Studiengebühren entfällt. Rund ein Viertel kommt von Ländern, Gemeinden und Kammern.

Belinda Hödl von der Wirtschaftskammer lobte Privatuniversitäten als innovativ und einen "integralen Bestandteil unseres Bildungssystems". Jedoch brauche es eine stärkere Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Hochschulangebote, es müsse klar sein, "wer macht was?". Der IV-Generalsekretär Christoph Neumayer plädierte dafür, mehr Studienangebote im Mint-Bereich zu schaffen und sich stärker auf die Praxis zu konzentrieren.

Karl Wöber, Präsident der Öpuk und Rektor der Modul University Vienna, wünscht sich, dass Privatunis weiter wachsen. Das Ziel: 15.000 Studierende bis 2020. Wöber plädiert abermals für "faire Wettbewerbsbedingungen". Etwa dürften für Lehrgänge – "die kürzer und weniger wissenschaftlich sind" – nicht die gleichen Abschlüsse verliehen werden wie für Uni-Studien. (lib, 26.6.2017)