Nackte Haut in der Werbung ist nicht automatisch sexistisch. Pinkstinks klärt auf, was genau gemeint ist.

Foto: Screenshot Pinkstinks

Seit 2014 verbietet der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sexistische Werbesujets auf bezirkseigenen Reklameflächen. Dieses Verbot könnte sich nun auf weitere Bezirke ausweiten. Und auch die rot-rot-grüne Stadtregierung will auf landeseigenen Werbeflächen Vergabebedingungen mit Ausschlusskriterien für diskriminierende Inhalte und sexistische Sujets, wie die deutsche Tageszeitung "Der Tagesspiegel" berichtet.

Für den Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf fordert nun die Linksfraktion, dass Werbung, die "Menschen aufgrund ihres Geschlechtes" oder "ihrer sexuellen Orientierung" herabwürdigt, von Werbeverträgen ausgeschlossen werden soll. In einem Kriterienkatalog listet sie konkret Bildsprachen auf, die unter das Verbot fallen sollen. So gehe es etwa um Darstellungen von Frauen, die als "hysterisch", "dumm", "willensschwach" oder "als sexuell verfügbares Lustobjekt" inszeniert werden. Während von den Grünen und der SPD Zustimmung signalisiert wird, kritisiert die CDU-Fraktion dieses Vorhaben als Eingriff in den "freien Werbemarkt". Stattdessen müsste es einen Umdenkprozess in den Werbeagenturen geben.

Argument Köln

Die seit Jahren mit einem Werbevorbot befasste Plattform Pinkstinks fragt aktuell nach Chancen für ein bundesweites Verbot von sexistischer Werbung. So loben die Aktivistinnen auf ihrer Webseite Bremen, wo der Senat des Landes im April einen Beschluss verabschiedet hat, um Sexismus in der Werbung auf stadteigenen Flächen verbieten zu können. Pinkstinks-Mitarbeiterin Berit Völzmann erarbeitete im Rahmen ihre Doktorarbeit einen Gesetzesnormvorschlag, für den sie auch den Deutschen Juristinnenpreis 2015 erhielt. Seit 2014 fordert die Plattform – unter anderem mithilfe dieses Vorschlages – von Justizminister Heiko Maas, diskriminierende Werbung stärker zu regulieren. Demnach sollten Plakate oder Anzeigen unzulässig sein, die Frauen oder Männer auf Sexualobjekte reduzieren. Die Maßnahme wurde auch mit nötigen Reaktionen auf die Übergriffe an Silvester in Köln begründet, so wolle die Partei ein "modernes Geschlechterbild" forcieren.

Nach massiver Kritik der FDP und CDU wurde es allerdings ruhig um den Vorstoß. Vonseiten der SPD gab es nunmehr den Vorschlag, erst einmal konkrete empirische Daten zu sammeln und sonstige andere Maßnahmen gegen sexistische Werbung auszuschöpfen.

Pinkstinks Germany

Pinkstinks dokumentiert zum Beispiel sexistische Werbung, die PassantInnen via Smartphone fotografiert haben. Die Plattform katalogisiert diese Sujets und zeigt an, wo derartige Werbungen geballt vorkommen. Ideen wie diese können aber eine Gesetzesnorm nicht ersetzen, ist Pinkstinks überzeugt.

In Österreich wurde die Forderung nach einem Verbot von sexistischer Werbung zuletzt durch den Forderungskatalog des Frauenvolksbegehrens aufs Tapet gebracht. Um Rollen- und Geschlechterbilder aufzubrechen, sei es nötig, den öffentlichen Raum gegenüber Frauen wertschätzend zu gestalten, heißt es auf der Website des Frauenvolksbegehrens. Werbung, die Mädchen oder Buben "limitierende Geschlechterrolle zuweist", sollte daher verboten werden. (beaha, 21.6.2017)