Landesrat Christopher Drexler rührt für die Spitalsreform die Werbetrommel.

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Graz – Die steirische schwarz-rote Regierungskoalition will offensichtlich demonstrieren, dass sie lernfähig ist. Als sie die umstrittenen Gemeindefusionen von oben herab diktiert hatte, schlug ihr erheblicher Protest in der Bevölkerung entgegen – der sich in der Folge auch bei den Landtagswahlen äußerte. Jetzt, beim zweiten großen Reformvorhaben, dem Umbau des Gesundheits- und Spitalswesens, geht die Koalition um einiges behutsamer und kommunikativer vor. Immerhin muss letztlich auch die Schließung von Spitälern argumentiert werden.

"Seit drei Jahren", sagt Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP), "bin ich praktisch pausenlos unterwegs, um zu kommunizieren und die Reform zu erklären." Nach sieben Regionalkonferenzen und groß angelegten Bürgerversammlungen habe sich nun so etwas wie "ein Paradigmenwechsel in den Köpfen" vollzogen, sagt Drexler. Es sei nun vielen klar geworden, "dass der demografische Wandel, sich verändernde Krankheitsbilder, der Zuzug in die Städte und die Abwanderung aus ländlichen Regionen völlig neue Herausforderungen der Gesundheitsversorgung in medizinischer, pflegerischer und auch organisatorischer Hinsicht mit sich bringen", so Drexler.

Spitäler werden zusperren

Was noch vor Jahren undenkbar schien, könne jetzt offen ausgesprochen werden: Es werden in der Steiermark Spitäler zugesperrt und in Summe 790 Betten eingespart. Bis 2025 sollen dem neuen RSG (Regionaler Strukturplan Gesundheit Steiermark) zufolge, der demnächst beschlossen wird, rund 30 "Primary Health Care Centers" (in der Steiermark heißen sie "Gesundheitszentren") eingerichtet werden. Sie sollen die Spitäler entlasten und Patienten wohnortnah am Tagesrand auch als Ergänzung zum Hausarzt betreuen. Im Idealfall werden unter einem Dach Mediziner, Krankenschwestern, Psychologen, Physiotherapeuten und Sozialarbeiter Patienten vor Ort versorgen. Für den größten steirischen Bezirk Liezen sind zum Beispiel vier Gesundheitszentren vorgesehen. Zudem soll in dieser Region ein neues Leitspital für den Großraum Liezen/Trautenfels errichtet werden. Kosten: 300 Millionen Euro, wobei hier ein PPP-Model angedacht ist. Das neue Spital soll die Krankenhäuser in Schladming, Rottenmann und Bad Aussee ersetzen. Die frei werdenden Gebäude werden im weiten Bereich der Gesundheitsversorgung (Pflege, Therapie, Facharztzentren) neu genutzt.

Warnung vor Privatisierung

Auch die anderen steirischen Spitäler sollen in Verbünden neu organisiert und mit neuen Aufgaben ausgestattet werden. So bleibt zum Beispiel in Graz das LKH-Uniklinikum strukturell weitgehend unverändert, das Krankenhaus der Elisabethinen wird hingegen zu einem Haus für die Behandlung altersbedingter degenerativer Erkrankungen, Neurologie und Alterspsychiatrie umgewandelt. "Ich denke, dass wir hier österreichweit vor allem bei den Gesundheitszentren schon einen entscheidenden Schritt voraus sind. Zwei Pilotprojekte in Mariazell und Eisenerz laufen bereits und werden sehr gut aufgenommen", sagt Drexler, der diesmal sogar von den Grünen dickes Lob erntet. "Drexler ist sehr ambitioniert auf dem richtigen Weg. Wir sind hier Vorreiter", sagt Grünen-Landeschef Lambert Schönleitner. Es sei "erstaunlich, wie beweglich die Bevölkerung in dieser sehr sensiblen Thematik geworden ist. Sicher ein Erfolg der breiten und offenen Diskussionen."

Für das wohl größte Problem gebe es allerdings noch keine Antworten: "Wie bringe ich Fachleute aus den Gesundheitsberufen dazu, dass sie in die Regionen siedeln?" Anders als die Grünen bleibt die KPÖ aber noch skeptisch. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen Reformen, aber bei den Gesundheitszentren muss klar geregelt werden, dass einer Privatisierung nicht Tür und Tor aufgemacht wird", warnt KPÖ-Chefin Claudia Klimt-Weithaler. (Walter Müller, 22.6.2017)