Instanbul/Ankara/Wien – Die türkische Justiz hat die Ausreisesperre gegen die Schriftstellerin Asli Erdogan aufgehoben. Ein Gericht in Istanbul entschied am Donnerstag, dass auch die Linguistin Necmiye Alpay künftig wieder das Land verlassen darf.

Den beiden Intellektuellen wird wegen ihrer Arbeit für die prokurdische Zeitung "Ozgür Gündem" "Terrorpropaganda" vorgeworfen. Die Zeitung wurde im Oktober per Notstandsdekret geschlossen.

Zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit

Der Prozess gegen Erdogan und Alpay wird von Kritikern als Beispiel für die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit unter der islamisch-konservativen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan angeführt. Ihre mehr als viermonatige Inhaftierung vergangenes Jahr stieß in der Türkei und im Ausland auf scharfe Kritik. Ende Dezember wurden die beiden Frauen schließlich unter Auflagen freigelassen.

Das Verfahren gegen die 50 Jahre alte Erdogan und die 70-jährige Alpay wurde am Donnerstag auf den 31. Oktober vertagt. Den beiden Intellektuellen sowie ihren sieben Mitangeklagten droht in dem Fall weiterhin lebenslange Haft. Die Regierung wirft "Ozgür Gündem" vor, ein Sprachrohr der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein, die im Südosten des Landes seit 1984 gegen den türkischen Staat kämpft. (APA, AFP, 22.6.2017)