Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Affinität zu Medien und Parteien, so gilt: Je stärker die FPÖ-Sympathie, desto größer das Vertrauen in Boulevardmedien.

Foto: Der Standard

Armin Wolf hat in seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Axel-Corti-Preises vor einer stärkeren politischen Einflussnahme auf den ORF gewarnt. Eine Reihe von Äußerungen aus Politik und ORF-Stiftungsrat ließen den Schluss zu, dass die ORF-Information einigen Entscheidungsträgern zu unabhängig geworden wäre.

Nun gibt es keine systematischen Daten zur politischen Einflussnahme auf den ORF – zu deren Bewertung sind wir auf die Aussagen von Insidern angewiesen. Was wir aber analysieren können, ist die Politisierung des Medienvertrauens in der Bevölkerung – also, wie die Wahrnehmung bestimmter Medien mit Parteipräferenzen zusammenhängt.

Die zwei Grafiken unten zeigen Korrelationswerte zwischen Medienvertrauen und Parteisympathie, beides gemessen auf Skalen von 0 bis 10. Höhere Werte bedeuten, dass mit steigender Parteisympathie das Vertrauen in ein Medium zunimmt. Niedrigere Werte bedeuten, dass mit zunehmender Parteisympathie das Vertrauen in ein Medium sinkt.

Die vier Qualitätsmedien, für die Daten vorliegen, folgen alle demselben Muster: Je linker die Partei, desto höher ist der Zusammenhang mit dem Vertrauen. In allen vier Fällen ist das Vertrauen am stärksten positiv mit Sympathie für die Grünen korreliert, am stärksten negativ mit Vertrauen in die FPÖ (das bedeutet allerdings nicht immer, dass Grünwähler die höchsten Vertrauenswerte für das jeweilige Medium aufweisen, nur dass der Zusammenhang am stärksten ist).

Bei den Boulevardzeitungen (die im Mittel deutlich niedrigere Vertrauenswerte aufweisen als die Qualitätsmedien) zeigt sich das genau gegenteilige Bild. Je stärker die FPÖ-Sympathie, desto höher das Vertrauen. Für die Grünen gilt das Gegenteil. Insgesamt sind hier die Zusammenhänge aber schwächer als bei den Qualitätsmedien.

Wie auch immer man also die ORF-Information im Besonderen oder die Medienberichterstattung im Allgemeinen bewertet: Fest steht, dass unsere Wahrnehmung der Medienlandschaft politisiert ist. Besonders eindrücklich hat das Jakob-Moritz Eberl in seiner Forschung zum Medien-Bias gezeigt.

Das alles bedeutet in der Folge natürlich nichts Gutes für die öffentliche Debatte: Wo die einen stark tendenziöse Berichterstattung entdecken, sehen die anderen reine Objektivität. Sind aber die Wahrnehmungen erst einmal dermaßen festgefahren, dann kann auch die neutralste Berichterstattung der Welt nicht mehr viel daran ändern. (Laurenz Ennser-Jedenastik, 22.6.2017)