Die Überreste einer Moschee im Osten Äthiopiens aus dem 12. Jahrhundert gleicht jenen in Tansania und Somaliland und belegt die Verbindungen zwischen den einzelnen muslimischen Gemeinschaften im damaligen Afrika.

Foto: Timothy Insoll, University of Exeter

Exeter – Ein internationales Team von Forschern hat die Überreste einer fast tausend Jahre alten Stadt im Osten Äthiopiens entdeckt. Die von Archäologen von der University of Exeter geleiteten Ausgrabung werfen ein neues Licht auf ein für damalige Verhältnisse geradezu globales Handelsnetzwerk und die Verbreitung des Islam in Äthiopien in der Zeit zwischen dem zehnten und 15. Jahrhundert.

Die Funde in der Harlaa genannten Stadt belegen erstmals, dass der Osten Äthiopiens vor Jahrhunderten intensive Verbindungen zum Rest der Welt unterhielt und Heimat einer bunt gemischten Bevölkerung war. "Unsere Entdeckungen bereichern enorm unser Verständnis der Handelsbeziehungen in einer archäologisch vernachlässigten Region Äthiopiens", meint Grabungsleiter Timothy Insoll.

Harlaa liegt 120 Kilometer vom Roten Meer entfernt und rund 300 Kilometer von Addis Abeba und war während seiner Hochblüte ein reiches, kosmopolitisches Zentrum für die Schmuckherstellung, deren kostbare Produkte ihren Weg bis in die fernsten Gegenden der damals bekannten Welt fanden. Das belegen unter anderem chinesische Münzen, die in der Umgebung der Ruinen geborgen wurden.

Die Produktion der Schmuckstücke basiert auf Methoden, die die Wissenschafter aus dem zeitgenössischen Indien kennen, was einen weiteren Beweis für die multikulturelle Bevölkerung von Harlaa spricht. "Die Einwohner der Stadt setzten sich aus Einwanderern und Vertretern der lokalen Einwohnern zusammen und trieben Handel mit Menschen rund um das Rote Meer und den Indischen Ozean", erklärt Insoll.

"Stadt der Riesen"

Die Gebäude und Schutzmauern der Siedlung waren aus großen Steinblöcken errichtet worden, was im Laufe der Zeit zur Legendenbildung führte. Schon bald nach dem Ende von Harlaa hieß es unter der lokalen Bevölkerung, nur Riesen hätten die nötigen Kräfte für die Errichtung derartiger Bauten besessen. "Unsere Skelettfunde sprechen freilich dagegen", meint Insoll. "Doch das mag hier nicht jeden überzeugen. Viele glauben, es handle sich um die Kinder der früheren Bewohner von Harlaa."

Die Ausgrabungen brachten außerdem die Überreste einer Moschee aus dem 12. Jahrhundert zutage. Die Architektur der Moschee gleicht einem Baustil, der in Tansania und Somaliland vorherrschte, was die Forscher als Hinweis für die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen muslimischen Gemeinden im mittelalterlichen in Afrika sehen. (red, 24.6.2017)