Wels/Schwanenstadt – Im Prozess gegen einen Somalier, der wegen Mordversuchs, Wiederbetätigung und gefährlicher Drohung in Wels vor Gericht steht, hat am Donnerstag der forensische Psychiater Ernst Griebnitz eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher empfohlen. Er attestierte dem Mann Zurechnungsunfähigkeit und potenziell hochgradige Gefährlichkeit.

Begonnen hat die Justiz-Causa des Asylwerbers im Dezember des Vorjahres: Während einer Darbietung von Kindergartenkindern am Adventmarkt in Oberndorf bei Schwanenstadt (Bezirk Vöcklabruck) war er unvermittelt auf die Bühne gegangen und hatte einen Koran hochgehalten – zur Beunruhigung einiger Zuschauer, die laut Staatsanwalt Günther Diplinger sogar einen bevorstehenden Terroranschlag befürchteten. Als ihn mehrere Besucher wegbrachten, schrie der Mann Dinge wie "Die Leute, die nicht an den Koran glauben, sind unrein".

Möglicher Verstoß gegen Verbotsgesetz

In seiner Einvernahme bei der Polizei soll er diverse islamistische Bemerkungen gemacht und Sympathie für die radikalislamische Al-Nusra-Front bekundet haben, deswegen laufen gegen ihn noch Ermittlungen wegen des Verdachts der terroristischen Vereinigung. Wegen Äußerungen wie "Adolf Hitler hat seine Arbeit nicht fertig machen können" oder "Ich bin auch gekommen, um alle Juden zu töten", legt die Staatsanwaltschaft dem Somalier einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz zur Last. Zudem soll er den Beamten gedroht haben, sie zu töten.

Wegen seines offensichtlich beeinträchtigten Geisteszustandes wurde der 24-Jährige in die Linzer Uniklinik gebracht. Dort soll er wenige Tage später versucht haben, einen Pfleger zu töten. Er soll auf das Opfer "wie ein Tiger" zugesprungen sein und es mit beiden Händen am Hals gewürgt haben. Zwei Spitalmitarbeitern gelang es schließlich mit vereinten Kräften, den rabiaten Somalier zu bändigen. Der Asylwerber will den Mann hingegen nur geschubst haben.

Psychose am Adventmarkt

Gutachter Griebnitz diagnostizierte eine polymorph-psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie. Am Adventmarkt habe sich der Mann in einem "akut psychotischen Zustand ohne Realitätskontrolle" befunden und Stimmen gehört, die ihm befahlen, die Lehre des Koran zu verbreiten. Den Angriff auf den Pfleger beschrieb der Sachverständige als "Impulsdurchbruch", wie er bei psychotischen Erkrankungen ebenso häufig vorkomme wie religiöse Wahnvorstellungen.

Laut dem Gutachten war er zu keinem der Tatzeitpunkte diskretions- oder dispositionsfähig. Möglicherweise sei er das heute, aber es bestehe nach wie vor hohe Gefahr, dass er wieder Leib und Leben Dritter gefährdende Handlungen setze. Daher hat die Staatsanwaltschaft eine Einweisung beantragt. Der Geschworenensenats im Landesgericht Wels dürfte am Donnerstag kommender Woche darüber urteilen. (APA, 22.6.2017)