Seit Tagen wartet man auf die Bestätigung einer Vermutung russischer Militärs, dass der Chef des "Islamischen Staats" (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, bei einem russischen Luftangriff in der Nähe von Raqqa in Syrien getötet wurde. Stattdessen kommt die Nachricht, dass die Al-Nuri-Moschee in Mossul, in der der Iraker Anfang Juli 2014 sein "Kalifat" ausgerufen hatte, gesprengt wurde. Die Zerstörung dieser Moschee, die der Tradition nach ins 12. Jahrhundert zurückgeht, wirkt wie ein Fanal des Untergangs dieses Kalifats des Schreckens.

Wie alle totalitären Ideologien würde der IS am liebsten nur verbrannte Erde hinterlassen. Aber es gibt noch einen ganz konkreten Sinn und Zweck solcher Operationen. Die Befreiung einer Stadt, von der nichts mehr übrig ist – und das wird in Westmossul der Fall sein -, hinterlässt einen schalen Geschmack, bei Befreiern und vor allem bei den Befreiten, unter denen ja auch solche sind, die den IS vor drei Jahren willkommen hießen.

Dem IS gelingt es darüber hinaus, auch noch seinen eigenen Niedergang zu vermarkten. Dass IS-Propagandamedien die US-Luftwaffe beschuldigen, die Al-Nuri-Moschee bombardiert zu haben – was ja theoretisch durchaus möglich ist -, wird seine Wirkung nicht verfehlen: nicht nur bei IS-Anhängern, sondern auch ganz einfach bei US-Hassern, die ohnehin davon überzeugt sind, dass der "Islamische Staat" eine amerikanische Kreation ist. (Gudrun Harrer, 22.6.2017)