Buma Niessl (links) und Bella Doskozil im angeregten Zwiegespräch.

Foto: Bgld. Landesmedienservice

Der Niesslbär, ein Zottelbär: Auch so kann wahlgekämpft werden.

Foto: wei

Hans Niessls bester Freund ist ein Hund. Ein weißer Chihuahua namens Rico, der ihn ja auch schon durch so manche Aufgeregtheit so mancher Wahlkämpfe treu begleitet hat. Nun, da wieder ein Wahlkampf bevorsteht – Was heißt ein Wahlkampf? Die Mutter der Wahlkämpfe! –, wird dieser Rico wieder in sein angestammtes Rollenfach zu treten haben: dem Herrchen der streichelweiche Ruhepol zu sein.

Chihuahuas wie dieser Rico sind weder Schutz- noch Kampfhunde. Aber das müssen sie auch nicht sein. Nicht bei Hans Niessl. Der kann beides, wenn’s hart auf hart geht – Und wer mag bestreitet, dass wir innenpolitisch grad auf so eine Hart-auf-Hart-Zeit zusteuern? – selber ganz gut. Denn außerdem ist der burgenländische Landeshauptmann – roter Taktgeber mit blauem Tambourstab – ja gewissermaßen auch ein Bär.

Und zwar nicht immer ein Kuschelbär.

Niesslbär

So ein batzweicher Niesslbär, den man SPÖ-intern gerne auch Hansibär nennt, war bloß ein sehr herziges, kindliebes Giveaway im Landtagswahlkampf 2015, aus welchem dann das burgenländische Rot-Blau hervorging, das die Genossen bis heute und bis über den brandneuen Wertekompass hinaus auseinanderdividiert. Während die einen das Rot-Blaue weiterhin als rotes Tabu nehmen, sehen die anderen das bereits als Blaupause. Vorbei die harmonischen Tage sozialdemokratischer Eintracht, als die KRONE noch titeln konnte: "Tiere würden Faymann wählen!"

Vor allem den Wiener Genossen hat der Burgenländer eine Art Bärendienst erwiesen. Und damit natürlich auch dem Parteichef, der nun eine Erfahrung macht, die früher vor allem die ÖVP-Chefs machen mussten. Christian Kern muss zur Kenntnis nehmen, dass in den Ländern keine Tanzbären sitzen, die sich so mirnixdirnix am Nasenring zwischen der SP-Zentrale in der Wiener Löwelstraße und dem Kanzleramt auf dem Ballhausplatz hin und- herführen lassen.

Eine Eselei

Dass sowas nervös macht, kann man niemanden verargen. Unlängst kam es diesbezüglich sogar zu einer "riesigen Eselei", als die Löwelstraßler Partie und die Ballhausplatzler sehr kernig aneinandergerieten. Die Frage, wie nun die SPÖ anzufärbeln wäre, um die Herbstwahl zu einem Erfolg zu machen – eher wienerrot, eher burgenländerblau –, entglitt da etwas ins Brachiale. Man versuchte, die Sache zu regeln, wie einst draußen auf der Simmeringer Had.

Nicht nur bei den Grünen gibt es also Uga-Uga-Männer. Das Testosteron lässt sich halt auch beim besten Willen nicht weggendern: "Geh Muatterl, da schau her – mir wachst a Schipperl Hoar am Bauch – i moan, i wiar a Bär!"

Inhaltlich ist die SP-interne Handgemeinheit aber natürlich kein Vollholler. Die Zeit drängt. Der 15. Oktober, an dem Christian Kern und Sebastian Kurz zu ihrer ersten Wahl als Spitzenkandidaten schreiten, ist nämlich gewissermaßen schon morgen.

Hohe Latte

Im Burgenland kommt davor auch noch eine Gemeinderatswahl samt eigener Bürgermeisterwahl am 1. Oktober; der dazugehörige, vorgezogene Wahltag am 22. September; allfällige Bürgermeisterstichwahlen am 29. Oktober. Und dazwischen eben die Nationalratswahl mit einer ganz anderen Wählerevidenz (ohne Zweitwohnsitzer und EU-Bürger, aber mit Wahlkarten und Briefwählern). Das alles bei ohnehin schon großen Schwierigkeiten, die Wahlkommissionen überall ordentlich zu besetzen.

In der nach einem Eisenstädter Bürgermeister des 19. Jahrhunderts benannten Johann Permayerstraße – da residiert die pannonische SPÖ – richtet man sich seit längerem schon auf den Herbst ein. Man fühlt sich gut aufgestellt, aber doch auch ein wenig vernachlässigt von der Löwelstraße.

Was heißt vernachlässigt? "Wir werden von Wien oft belächelt", sagt der seit Jänner amtierende, 29-jährige Landesgeschäftsführer Christian Dax, "aber unter den SPÖ-Landesorganisationen sind wir die Nummer eins, und das werden wir wieder zeigen." Dax – übrigens der Enkel des einstigen schwarzen Landtagspräsidenten Wolfgang Dax – ist schon gespannt, "was von Wien und den anderen Bundesländern kommt, die Latte" – sagt er mit Blick auf die eigene – "liegt jedenfalls hoch."

Patenhund

So hoch, dass sogar der körpergroße Hans-Peter Doskozil aufrecht unten durchgehen kann. Am Samstag wurde der Verteidigungsminister zum Spitzenkandidaten für den 15. Oktober gekürt. Da kann es jedenfalls nicht schaden, gleich einmal tierisch seines Amtes im heimatlichen Bruckneudorf zu walten, bei der dortigen Militär-Hundestaffel. Hundetaufe war am Mittwoch, der Landeshauptmann war da, die Landesrätin Astrid Eisenkopf, der Minister stellte sieben Rottweil-Welpen – Brit, Brutus, Buma, Baron, Bonny, Blue, Bella – in Dienst. Doskozil: "Ich freue mich, die Patenschaft für Bella zu übernehmen, die nun ihre Ausbildung beginnt."

Katzenhund

Doskozil wird sich im Herbst als burgenländischer Spitzenkandidat matchen mit dem blauen Norbert Hofer, der dem Landeshauptmann und dem Minister kynologisch um nichts nachsteht. Im Zuge der Präsidentschaftswahl hat er sich ja bekanntlich einen Hund zugelegt. Jessy heißt das mittlerweile wohl schon zu einer jungen Dame herangewachsene Berner Sennenmädchen. Zuvor umschnurrte den Südburgenländer bloß Kater Robby, dessen Eigenart es allerdings gewesen ist, sich für einen Hund zu halten.

Kein Wunder bei diesem Herrl. Nach der Niederlage bei der Präsidentenwahl stülpte er unumwunden sein Innerstes nach außen: "In mir hat man einen schlafenden Bären geweckt."

Hendlhof

Zwischen zwei so pronociert faunistischen, zuweilen auch faunischen Charakteren drohen die anderen ein wenig unterzugehen. So glauben jedenfalls viele Beobachter. Nicht aber Christoph Wolf (sic!), der pannonische Geschäftsführer der ÖVP. Die verteidigt nicht bloß ein Grundmandat. Sie rechnet gar mit einem zweiten. "Die Umfragen lassen das realistisch erscheinen."

Nikolaus Berlakovich, einst Landwirtschaftsminister, will wieder ins Parlament. Das aber will auch Patrik Fazekas, ein enger Vertrauter von Sebastian Kurz, der sich bekanntlich ein Durchgriffsrecht auf die Landeslisten in die Hand hat versprechen lassen. Noch steht die Spitzenkandidaten-Partie remis. Ob daraus eine riesige Eselei wird, lässt sich nicht vorhersagen. Aufgeregtes Flügelschagen – als führe der Fuchs in den Hendlhof – würde auch schon reichen, um ordentlich ins Gerede zu kommen.

Hendlhund

Apropos, da wäre am Schluss noch was Trauriges zu erzählen. Das Hendl von Kleinhöflein, das eines Tages aufgetaucht war, um auf einer Verkehrsinsel des Eisenstädter Stadtteils sein Quartier aufzuschlagen, ist nicht mehr. Veitl Vitushendl wurde der schöne, schwarze, eigensinnige Vogel getauft nach dem Kirchenpatron. Und zwar mittels einer Online-Umfrage auf der eigens fürs Hendl eingerichteten Facbook-Seite. Es pflegte auf einem Baum zu nächtigen, brachte die Autofahrer zu einer besonders umsichtigen Geschwindigkeitswahl, schien gar Maskottchenqualität zu haben. Schon wurde angedacht, für das Vitushendl einen Vitushahn zu suchen. Das hätte Zauber genug gehabt, uns allesamt unbeschadet durchs Sommerloch zu tragen.

Statt dessen aber kam der Hund.

Strandlektüre

Und weil wir grad von toten Hendln reden: Wer noch auf der Suche nach einer wirklich herzerwärmenden Strand-, Strandliegen-, Strandbar-Lektüre ist, dem sei – außerhalb jeglicher Ressortzuständigkeit – die formidable Michaela Frühstück ans Herz gelegt mit ihrem zauberhaften Buch "Teta Jelka überfährt ein Hendl".

Diese schöne Dorfgeschichte spielt in Mjenovo, dem kleinen mittelburgenländischen Dörflein mit dem prominenten Bürger. Womit wir also, ganz am Ende, doch noch auch auf Norbert Darabos zur reden gekommen wären.

(Wolfgang Weisgram, 26.6.2017)