Für das Experiment wurde versucht, Gesichtsausdrücke zu quantifizieren.

Illustration: Evan Carr

San Diego – Die Gesichter von Bekannten empfinden wir nicht nur als sympathischer und attraktiver als die von Unbekannten, wie frühere Studien bereits gezeigt haben. Ein aktuelles Paper im Journal "Psychological Science" ergänzt dies nun um die Beobachtung, dass wir offenbar auch die Mimik anders einschätzen.

US-Forscher stellten in einem Experiment fest, dass uns Bekannte tendenziell fröhlicher erscheinen. Das Team um Studienleiter Evan Carr von der University of California konfrontierte dafür Probanden mit Bilderreihen, auf denen sich die Mimik der dargestellten Personen graduell von ärgerlich zu fröhlich veränderte.

Zuvor hatten sie ihnen unter einem Vorwand bereits die Bilder einiger dieser Personen gezeigt, ohne aber die Aufmerksamkeit direkt auf sie zu lenken. Später spielten sie ihnen diese Gesichter gemischt mit neuen wieder vor. In allen Durchläufen wurden die bekannten Gesichter daraufhin als fröhlicher eingeschätzt als die neuen. So wurden neutrale Gesichtsausdrücke unter "25 Prozent fröhlich" eingestuft, und die, die auf den standardisierten Bilderreihen unter "25 Prozent" liefen, auf "50 Prozent" geschätzt. Verärgerte Gesichter waren von diesem Rosa-Brille-Effekt allerdings nicht betroffen.

"Wir nehmen an, dass wir jeden durch die gleiche Linse betrachten", sagt Carr. "Doch in Wirklichkeit färbt unsere Erfahrung das, was wir sehen, ein." (red, 24. 6. 2017)