Eines der fünf evakuierten Gebäude ist der "Taplow Residential Tower Block".

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Ein defekter Kühlschrank löste den Brand im Grenfell Tower aus. Doch die brennbare Fassade machte daraus erst eine Feuerkatastrophe mit mindestens 79 Toten.

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London – Bei der Räumung mehrerer Hochhäuser in London wegen Brandgefahr sind mehr als 80 Menschen in ihren Wohnungen geblieben. Sie hätten sich geweigert, die Häuser im Stadtteil Camden zu verlassen, berichteten Behörden am Samstag.

Die Gebäude waren in der Nacht auf Samstag evakuiert worden. Hunderte Menschen konnten nur das Nötigste packen und verbrachten die Nacht auf Matratzen in öffentlichen Gebäuden, in Hotels oder bei Freunden. Eine Inspektion hatte ergeben, dass "dringende Arbeiten zur Brandsicherheit" nötig seien. Nach neuesten Angaben sind etwa 650 Wohnungen betroffen.

Fast 80 Tote

Bei dem verheerenden Brand im Grenfell-Tower waren in der vergangenen Woche mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Das Feuer in dem 24-stöckigen Sozialbau hatte sich rasend schnell über die Fassade ausgebreitet. Das Material der Außenverkleidung steht daher im Zentrum der Aufarbeitung der Katastrophe.

Ursache des Brandes sei ein defekter Kühlschrank gewesen, es habe sich nicht um Brandstiftung gehandelt, sagte Fiona McCormack von Scotland Yard am Freitag. Als Konsequenz aus dem Unglück hatten die Behörden eine Untersuchung von ähnlich gebauten Hochhäusern in ganz England veranlasst.

"Dringende Arbeiten zur Brandsicherheit"

Der Grund für die nun angeordneten Evakuierungen seien "dringende Arbeiten zur Brandsicherheit", teilten die Behörden am späten Freitagabend mit. Die Entscheidung sei nach einer Inspektion der Londoner Feuerwehr getroffen worden. Die Feuerwehrleute sagten demnach, sie könnten die Sicherheit der Bewohner nicht garantieren.

Die Arbeiten an den geräumten Gebäuden im nördlichen Stadtbezirk Camden sollen drei bis vier Wochen dauern, wie Georgia Gould vom Bezirksrat sagte. Londons Bürgermeister Sadiq Khan schrieb auf Facebook von einer "Vorsichtsmaßnahme" und bezeichnete die Räumung als den besten Weg, um die Bewohner zu schützen. Eine "Reihe bestimmter Umstände" mache das in diesem Fall notwendig.

Schon 27 gefährliche Hochhäuser entdeckt

Eineinhalb Wochen nach der Feuerkatastrophe im Grenfell Tower sind bereits an 27 Hochhäusern in Großbritannien leicht entflammbare Außenfassaden entdeckt worden. Das teilte die britische Regierung am Samstag in London mit.

Premierministerin Theresa May hatte angekündigt, dass täglich etwa 100 Hochhäuser überprüft werden. Erst in der vergangenen Nacht waren Tausende von Menschen aus mehreren Gebäuden im Norden Londons nach einer Inspektion wegen Brandgefahr in Sicherheit gebracht worden. (APA, 23.6.2017)