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Netflix setzt mit "Okja" auf hochkarätige Besetzung und Inszenierung.

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Berlin/Wien – Mit eigenen Serienproduktionen will sich Netflix längst nicht mehr begnügen. Stattdessen gibt der Streamingdienst vermehrt auch hochkarätig besetzte Filme in Auftrag – so wie "Okja" mit Tilda Swinton, Jake Gyllenhaal und Paul Dano. Bong Joon Ho inszeniert das 50 Millionen Dollar teure Werk, das ab Mittwoch verfügbar ist, als emotionalen Appell für den Schutz unserer Umwelt und der Tiere.

Das Mädchen Mija (An Seo Hyun) wächst in den südkoreanischen Bergen mit seinem geliebten Riesenschwein namens Okja auf. Es ist eine grüne Idylle, in der die beiden herumtollen. Allerdings ist das gutmütige Tier das genetisch manipulierte Zucht-Experiment eines multinationalen Nahrungsmittelkonzerns, der mit den in der ganzen Welt verteilten Schweinen Profit machen will. Als Okja eines Tages abgeholt und im Schlachthof zu Fleisch verarbeitet werden soll, will Mija das nicht zulassen und ihre beste Freundin retten.

David gegen Goliath

Eigentlich hat das Mädchen keine Chance gegen die Übermacht des Konzerns und dessen skrupellose Chefin (Tilda Swinton). Doch Mija bekommt Unterstützung von einer Gruppe Tierschützern (darunter Paul Dano), die das Schicksal von Okja und den anderen Zuchtschweinen nicht hinnehmen wollen. Mit der ungewöhnlichen Freundschaft, der jungen Heldin und der Besinnung auf den Schutz der Natur erinnert "Okja" stark an die Werke des Japaners Hayao Miyazaki.

Der südkoreanische Regisseur Bong Joon Ho lässt auch keinen Zweifel daran, wo seine Sympathien liegen – und wird dann doch etwas plakativ: Die einsame Bergwelt von Mija und Okja wirkt wie ein Paradies, während es in der künstlichen Unternehmenswelt kühl und skrupellos zugeht. Die junge Mija verfolgt durchweg gute Ziele, was man von der machthungrigen und neurotischen Unternehmenschefin nicht sagen kann. Und ihr Tierarzt (Jake Gyllenhaal) gerät als überzeichneter, alkoholabhängiger Ja-Sager sogar zu klischeehaft und nervig.

Groteskes Märchen

Dennoch ist berührend zu sehen, wie eng die Beziehung zwischen Mija und ihrer besten Freundin Okja ist – und wie energisch und unerschrocken das Mädchen um ihre Rettung kämpft. Regisseur Bong Joon Ho, der zuvor mit dem Science-Fiction-Drama "Snowpiercer" Erfolge feierte, wirft dabei kritische Fragen auf: Wie wichtig ist uns unsere Natur? Woher kommt unser Essen? Und wie wollen wir mit Tieren umgehen? Trotz einiger erzählerischer Schwächen regt "Okja" zum Nachdenken an – und bleibt als bildstarkes, groteskes Märchen in Erinnerung. (Aliki Nassoufis, APA, dpa, 26.6.2017)