Graz/Linz – Für sie sei das Ausscheiden von Peter Pilz "wirklich bitter und eigentlich fast unvorstellbar, ihn nicht mehr dabei zu haben", sagt Judith Schwentner, Listenerste der steirischen Grünen und Sozialsprecherin im Parlament, dem STANDARD. Sie sei aber "schon auch enttäuscht, dass er sich nicht für den sechsten Platz hat aufstellen lassen. Es war doch sonnenklar, dass er den kriegt."

"Kein Generations-, aber ein Paradigmenwechsel"

Schwentner sei mit ihrer Analyse der Geschehnisse vom Sonntag noch nicht fertig, finde aber Pilz' Vorgehensweise "überhaupt nicht nachvollziehbar. Denn das Prozedere und die Dynamiken der internen Wahlgänge kennt er von jeher wie kein anderer – und er hat sie im Vorfeld auch nicht kritisiert." Dass er sich dennoch auf den vierten Platz versteift habe, verstehe sie nicht.

Dass nun "alle nur auf Pilz schauen, obwohl wir wirklich eine Liste mit Potenzial haben", sei schade, so Schwentner, "aber ich möchte die Zuversicht nicht verlieren: Der Georg Bürstmayr wird sicher ein super Sicherheitssprecher, wir haben Gewerkschafter, Leute aus NGOs und dem Agrarbereich dabei, die linkere, globalere Positionen vertreten." Schwentner räumt ein: "Ein Generationswechsel ist das nicht, aber ein Paradigmenwechsel."

"Keine strategische Meisterleistung"

Der steirische Landessprecher Lambert Schönleitner betont, er "bedaure das Ausscheiden von Pilz zutiefst". Nachsatz: "Das war sicher keine strategische Meisterleistung, das müssen auch wir als Grüne hinterfragen." Auf die Frage, was er genau am Wahlprozedere hinterfragen wolle, konkretisiert Schönleitner: "Basisdemokratie ist wichtig, aber es braucht auch eine gemeinsame Strategie, um so etwas im Vorfeld auszuschließen. Also müsste man vorher ein Einvernehmen finden, wer um welchen Platz kandidiert."

Den Weggang von Pilz nun "allein dem Julian Schmid umzuhängen wäre unfair", betont Schönleitner, "der hat auch seine Stärken in der Jugendpolitik".

Das findet auch Schwentner, die Schmid ebenfalls verteidigt: "Er kann wirklich sehr gut mit jungen Menschen sprechen. Nur weil das nicht die Sprache meiner Generation ist, ist das kein Grund, ihn für sein Alter zu diskreditieren." Seine Führungen mit Schülergruppen durch das Parlament seien etwa "ganz großartig. Er hat das Talent, den Jugendlichen historisch und demokratiepolitisch echt alles zu erklären und sie zu begeistern", lobt Schwentner.

Gabriela Moser: "Bin offensichtlich zu alt"

In Oberösterreich war man am Tag nach dem turbulenten Bundeskongress um grüne Routine bemüht. Landeschefin Maria Buchmayr schritt zur Präsentation der ersten vier Plätze der Landesliste für die Nationalratswahl. Das Problem dabei: Auch die Erstellung der grünen Landesliste am Samstag hat "Wunden" hinterlassen.

Gabriela Moser konnte am Montag ihren Frust über den dritten Listenplatz hinter Ruperta Lichtenecker und Clemens Stammler nur schwer verbergen. Ihre persönliche Analyse fiel dennoch deutlich aus: "Ich bin zu kritisch, war zu wenig in Oberösterreich – und bin offensichtlich zu alt."

"Der is' weg"

Was die causa prima auf Bundesebene betrifft, lebt in Buchmayr die Hoffnung: "Ich bedauere den Rückzug von Peter Pilz. Aber es war letztlich seine Entscheidung. Er hätte auf den sicheren sechsten Listenplatz gehen können. Jetzt gibt es an ihn das Angebot, sich über den erweiterten Landesparteivorstand auf den 14. Platz setzen zu lassen. Ich hoffe, er nimmt es an."

Eine entsprechende finanzielle Unterstützung für einen Vorzugsstimmenwahlkampf kann sich Buchmayr "durchaus vorstellen". Was Gabriela Moser umgehend verneint: "Macht er sicher nicht. Da verliert er doch sein Gesicht. Der is' weg." (Markus Rohrhofer, Colette M. Schmidt, 26.6.2017)