Der Moment des Triumphes: Alban Lakata beim Zieleinlauf der Marathon-WM in Singen am vergangenen Sonntag.

Foto: RTI Sports GmbH

Dreifacher Weltmeister, vierfacher Vizeweltmeister.

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Podium fest in österreichischer Hand (von links): der Zweitplatzierte Portugiese Tiago Ferreira, Weltmeister Alban Lakata und der Drittplatzierte, ebenfalls aus Österreich, Daniel Geismayr.

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Todays fastest: Lakata mit seinem 29er-Canyon-Hardtail. Die Semisklicks erwiesen sich als Glücksgriff.

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Innsbruck – Alban Lakata hat bei der Reifenwahl hoch gepokert. Für die Mountainbike-Marathon-WM im deutschen Singen am vergangenen Sonntag zog der Osttiroler Semislicks auf: "Morgens hatte es zwar noch geregnet, aber durch die Tageshitze trocknete der Boden schnell." Das Wetter schien zunächst unbeständig, aber die Sonne hielt sich letztlich, was Lakata in die Hände spielte. "Die Strecke in Singen ist technisch nicht sehr anspruchsvoll, daher waren Aerodynamik und Rollwiderstand entscheidend", analysiert der frischgebackene Weltmeister seinen Sieg. Um möglichst windschlüpfrig zu sein, trug er sogar sein Zeitfahr-Outfit. Am Ende war es das Restschmalz in den Beinen, das Lakata im Zielsprint den nötigen Vorsprung gegenüber dem Portugiesen und Titelverteidiger Tiago Ferreira sowie dem zweiten Österreicher am Podium, Daniel Geismayr, sicherte.

So lebt und trainiert der Albanator in Osttirol.
Canyon Bicycles

Für den Albanator – so Lakatas Spitzname in der Mountainbikeszene – war es der dritte WM-Titel, nach 2010 und 2015, in der Marathon-Disziplin. Und das auch noch an seinem 38. Geburtstag. Wobei der Jubilar diesen Umstand nicht unbedingt als Vorteil wahrnahm: "Wenn dir ständig jemand gratuliert, stört das die Rennvorbereitung eher." Er ist damit auch der einzige Athlet, der an allen 15 bisher stattgefundenen Marathon-Weltmeisterschaften teilgenommen und diese beendet hat. Insgesamt stand er dreimal ganz oben und viermal auf Stufe zwei des Siegertreppchens – eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Mit Sauser bei Titeln gleichgezogen

Besonders freut den Topeak-Ergon-Teamfahrer, dass er sich diesmal im bislang hochkarätigsten Starterfeld durchsetzen konnte: "Es sind auch Weltmeister aus anderen Disziplinen wie Cyclocross oder Crosscountry mitgefahren. Ich bin hingegen ein klassischer Marathonbiker." Zudem hat er nun mit dem legendären Schweizer Christoph Sauser in Sachen WM-Titel gleichgezogen.

So holte sich Lakata seinen zweiten WM-Titel 2015 in Italien.
Ergon Bike

Lakata bezwang den 98 Kilometer langen Kurs, auf dem es insgesamt 2.800 Höhenmeter zu überwinden galt, in einer Zeit von 3:17:25 Stunden. Der längste Anstieg dauerte rund 4:30 Minuten, die errechnete durchschnittliche Leistung Lakatas beim WM-Rennen betrug unglaubliche 400 Watt (Normalized Power). Diese Ausdauer und Kraft holt sich der Lienzer bei langen Mountainbiketouren in den Dolomiten. Wobei er in der Zeit vor dem Rennen weniger die Ausdauer, als vielmehr die kurzfristige Hochleistung mittels Intervallen trainiert.

Fährt zur Abwechslung gern Downhill

Jetzt, nachdem die WM geschlagen ist, freut er sich aber schon wieder auf mehrstündige Ausfahrten mit seinem Bikekumpel, dem Snowboard-Weltmeister Benjamin Karl. "Für mich ist das die schönste Form des Mountainbikens. Mit dem Enduro einen oder mehrere Tage durchs Gebirge fahren. Auf Hütten oder im Freien übernachten", erklärt Lakata seinen Zugang zum Sport. Er tauscht abseits der Rennstrecke gern sein 29er-Hardtail-Arbeitsgerät gegen ein Fully: "Ich habe auch einen Downhiller meines Radsponsors Canyon daheim und bin immer wieder gern in Leogang damit unterwegs."

Das Marathon-Mountainbike des Albanators ist selbstredend aus Carbon und wiegt rennfertig nur 8,5 Kilogramm. Als Antrieb dient die SRAM Eagle mit einem 36er-Kettenblatt vorne und einer 12fach-Kassette, die von einem 10er-Ritzel fürs Flachland bis zum 50er für die Anstiege reicht, hinten.

Lakata fährt auch beim Cape Epic in Südafrika mit. Hier erklärt er, worauf es bei seinem Bike ankommt, um derartige Rennen zu bestreiten.
Canyon Bicycles

Begonnen hat Lakata seine Mountainbike-Karriere im Crosscountry. "Doch da habe ich recht bald meine Grenzen erreicht." Die Marathon-Disziplin hat ihn deshalb gereizt, weil er darin mehr Möglichkeiten sah, sportlich wie auch in Sachen Sponsoren. Es gefalle ihm ganz einfach besser, lange den Berg hochzutreten, als immer nur wenige Kilometer lange Runden im Kreis zu fahren. Und dank des großen Interesses der Mountainbiker an dieser Spielart, die vom Charakter her dem, was die Hobbysportler machen, am nächsten ist, findet Lakata mittlerweile ein gutes Auslangen: "Ich bin seit 2005 Profi und gehöre sicher zu den bestbezahlten Mountainbikern in Österreich."

Romantik soll nicht verlorengehen

Über zu wenig Aufmerksamkeit für seinen Sport beklagt sich der Albanator nicht: "Natürlich wäre es toll, wenn die Rennen auch im Fernsehen übertragen würden. Allerdings ist Marathon schwer zu medialisieren." Ein Wermutstropfen bleibt, dass der Sport nach wie vor nicht olympisch ist. Aber er ist sogar fast ein bisschen froh darüber, dass Mountainbike-Marathon ein Nischendasein in Sachen mediale Aufmerksamkeit führt: "Je mehr Geld drinnen steckt, umso mehr Schabernack wird getrieben – was zum Beispiel Doping anbelangt." Die Disziplin werde schon ihren Weg finden, ist Lakata überzeugt, und so gehe zumindest die Romantik dabei nicht verloren.

In Osttirol lebt der 38-jährige mit seiner Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Kind. Dort bereitet er sich auf seine Rennen vor und findet die nötige Ruhe, um danach wieder abzuschalten. Als Marathonfahrer trainiert er natürlich auch Trail-Abfahrten. Dass dies in Österreich eigentlich allerorts verboten ist, hält er für unnötig: "Wo ich daheim bin, sind die Leute sehr tolerant. Viele, die Rad fahren, gehen auch selber zu Fuß in die Berge und machen im Winter Skitouren. Daher herrscht ein gewisser Respekt voreinander." Dass man sich nicht überall so tolerant begegnet, weiß er aus seiner Zeit in Innsbruck. Lakata plädiert dafür, sich am Berg wertzuschätzen: "Da sind beide Seiten gefragt." Problematischer ist für ihn die Situation im Straßenverkehr. Rennradfahrer erleben immer häufiger gefährliche Anfeindungen vonseiten der Autofahrer. Mit einem besser ausgebauten Radwegenetz und mehr legalen Trails könnte man diese Konflikte vermeiden, ist er überzeugt. (Steffen Arora, 27.6.2017)