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Kann nicht mehr sicher mit einer Verlängerung als Verbund-Chef rechnen: Wolfgang Anzengruber.

Foto: Reuters/Foeger

Wien – Mit dem Wechsel an der Spitze des Wirtschaftsministeriums ist es im Verbund-Konzern ungemütlicher geworden. Galt es unter Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) als ausgemacht, dass der Vertrag von Generaldirektor Wolfgang Anzengruber an der Verbund-Spitze quasi automatisch über Dezember 2018 hinaus verlängert wird, scheint dies unter Neo-VP-Chef Sebastian Kurz nun nicht mehr so klar.

Und das spüre man – nicht nur im siebenten Stock der Verbund-Zentrale Am Hof in der Wiener Innenstadt, wie "Verbundler" berichten. Zur Nervosität trage insbesondere der neue Aufsichtsratspräsident, Ex-OMV-Vorstand Gerhard Roiss, bei. Er lege seine Funktion "sehr aktiv", ja geradezu operativ an, ist zu hören.

Roiss als "fünfter Vorstand"

"Wir haben einen fünften Vorstand", bringen Vertraute des Vorstandschefs die neue Tonart auf den Punkt. Der neue Präsident mache Dampf, eine neue Strategie für Österreichs größten Energiekonzern müsse her. Dieser Tage soll die Entscheidung darüber fallen, wer von den "Big Four" der Beraterbranche in Zeiten niedriger Energiepreise den Weg zu neuen Geschäftsfeldern und vor allem Erlösquellen erarbeiten soll.

Dass diese von einem Vierervorstand umgesetzt werden wird, sei höchst ungewiss, verlautet aus Eigentümerkreisen. Es deute einiges darauf hin, dass eine Reduktion auf zwei erwogen werde. Die Zeiten für eine Verkleinerung sind günstig: Erstens laufen im Dezember 2018 alle vier Vorstandsverträge aus. Und zweitens haben zwei das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreicht, die praktischerweise der roten Reichshälfte zugeordnet werden: der für Personal zuständige Johann Sereinig, ein Vertrauter von Bundeskanzler Christian Kern, und Technik-Vorstand Günther Rabensteiner.

Unter Oberösterreichern

Bleiben Wolfgang Anzengruber (60), dem von Mitterlehner eine Verlängerung um weitere drei Jahre – quasi unter Oberösterreichern – versprochen worden sei, und Finanzvorstand Peter Kollmann (54). Letzterer soll vor drei Jahren – damals noch unter Verbund-Präsident Gilbert Frizberg – als "künftiger Generaldirektor" präsentiert worden sein. Ob sich Roiss, ebenfalls Oberösterreicher, an Mitterlehners Zusage gebunden fühlt, war am Montag nicht in Erfahrung zu bringen. Kollmann gilt als Verfechter eines harten Sparprogramms und wird strategisch entsprechend kritisch beurteilt. (ung, 27.6.2017)