Den richtigen finden: Ein schlecht sitzender BH verursacht Schmerzen und Verspannungen.

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"Gut 95 Prozent der Österreicherinnen tragen den falschen BH", schätzt Monika Plewa. Als sogenannte Bra-Fitterin hilft sie Frauen, den richtigen BH zu finden. Seit rund sechs Jahren betreibt sie das Geschäft Dessous Avenue in der Mondscheingasse in Wien. Repräsentativ ist Plewas Zahl nicht. Diverse Studien bestätigen jedoch: Viele Frauen haben beim Kauf ihres BHs Probleme. Das Ergebnis: Die Körbchen sind zu klein, das Unterbrustband zu weit, die Träger zu eng. "Das ist nicht nur unbequem", sagt die Bra-Fitterin, "sondern verursacht mitunter auch körperliche Beschwerden."

Das bestätigt auch Mathias Meusburger vom Bundesverband der PhysiotherapeutInnen in Österreich: "Sitzt das Unterbrustband zu straff, kann es auf den Brustkorb drücken und die Bewegung der Rückenmuskulatur beeinträchtigen." Die Folge sind Rückenschmerzen und Verspannungen. Das Gleiche gilt für einschneidende Träger. "Drücken sie auf den Muskel", erklärt der Physiotherapeut, "führt das häufig zu Kopfschmerzen" – vor allem im Bereich der Schläfen. Besonders wichtig sei der richtige BH für Frauen mit großen Brüsten. Ihnen diene er vor allem als Stütze, um die Schultern von dem Gewicht des Busens zu entlasten.

Das richtige Maß finden

Auch Plewa begegnet in ihrem Geschäft immer wieder Frauen, die unter Verspannungen und Rückenschmerzen leiden. "Mit dem richtigen BH", so die Plewa, "gehen die Schmerzen aber oft automatisch zurück, und auch die Haltung wird gerade."

Doch warum fällt es Frauen überhaupt so schwer, den für sie richtigen BH zu finden? Für Plewa liegt das unter anderem an der sogenannten "Buchstabenphobie": "Die meisten Frauen haben ein vorgefertigtes Bild von BH-Größen und glauben, mit einem D-Cup hätten sie eine große Oberweite." Das sei jedoch falsch: "Denn D ist nicht gleich D."

Um die Körbchengröße zu bestimmen, wird ein Maßband straff um den Brustkorb gelegt – einmal unter der Brust, einmal auf Höhe der Brustwarze. Anschließend wird subtrahiert: Brustumfang minus Unterbrustumfang ergibt die Cup-Größe. So die simple Rechnung. "Eine schlanke Frau braucht bei gleichem Brustumfang also viel eher ein D oder F als eine etwas breitere Frau", erklärt Plewa. Der Buchstabe des Cups sagt also nichts über die Größe des Busens aus, sondern nur über dessen Größe in Relation zum Unterbrustband.

Viele Frauen wüssten außerdem nicht, so die Dessousverkäuferin, wie gut ein BH eigentlich sitzen kann. Oft liege der BH-Steg nicht wirklich am Brustbein an, die Träger würden rutschen und das Unterbrustband quetsche. Das alles muss nicht sein.

Ein guter BH ist bequem

Astrid Bleier ist ebenfalls Bra-Fitterin und Inhaberin des Wäschegeschäfts Amour Fou in der Barnabitengasse in Wien. Sie sieht ein weiteres Problem: "In Österreich, wie in fast allen europäischen Ländern, bieten die meisten Geschäfte nur die Standardgrößen an." Eine 75 B oder 85 C zu finden, sei einfach, so Bleier. Weiche eine Frau jedoch von der angeblichen Norm ab, etwa weil sie einen breiten Brustkorb habe oder kleinere Brüste als der Durchschnitt, müsse sie entweder lange nach einem geeigneten BH suchen oder sich mit einem begnügen, der nicht optimal passt.

Auch Bleier weiß, dass ein schlecht sitzender BH Schmerzen und Verspannungen verursacht. Die Schätzung, dass gut 95 Prozent der Österreicherinnen den falschen BH tragen, hält sie allerdings für übertrieben. In einem sind sich Bleier und Plewa aber definitiv einig: Ein guter BH ist bequem und unterstützt an den richtigen Stellen. Schmerzen dürfe er auf keinen Fall. (Stella Hombach, 28.6.2017)