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90 Prozent des Absatzes laufen über Lebensmittelhändler, 15 Prozent der Flaschen gehen in den Export.

Omis Apfelstrudel

Wien – Die Erwartungen an die Oma waren hochgesteckt: Millionen Flaschen Apfelsaft mit Zimtaroma wollten vier Jungunternehmer unter der Marke Omis Apfelstrudel im Jahr von der Steiermark aus in alle Welt verkaufen. Zwei Millionen Euro Umsatz waren schon im Vorjahr geplant, der Break-even sollte Anfang 2017 gelingen. Geworden ist daraus bisher nichts. Da halfen auch 231 Kleinanleger wenig. Diese hatten vor zwei Jahren innerhalb von nur 32 Stunden in Rekordzeit über Crowdfunding 250.000 Euro auf die Beine gestellt. Mehr als 500.000 Euro folgten in einer zweiten Runde.

Die Hoffnungen der Crowd, am Erfolg eines neuen Kultgetränks, das von der Wirtschaftskammer zum "Born Global Champion" gekürt wurde, teilzuhaben, haben sich nicht erfüllt. Bisher sprudelten vor allem Verluste. Der Absatz liegt bei 800.000 Flaschen im Jahr, 15 Prozent werden exportiert. "Wir haben uns alle mehr erwartet und dachten, es geht schneller", sagt Ries Bouwman.

Kosten unterschätzt

Der Geschäftsführer des Leobner Start-ups erzählt im Gespräch mit dem STANDARD offen über Hürden, mit denen sich der flüssige Apfelstrudel konfrontiert sah. Da waren Investitionen in Handelsketten, in Form von Werbekostenzuschüssen etwa, um nach der Listung weiter im Geschäft zu bleiben.

Unterschätzt habe man auch die Geldsummen, die es brauche, um den Export in 19 Länder am Laufen zu halten. Sich allein auf Vertriebspartner zu verlassen, spiele es nicht: "Alles, was man nicht selber macht, wird nicht gut gemacht."

Bouwman verhehlt nicht, dass der eine oder andere Gründer mitunter ans Aufgeben dachte. "Aber wir haben uns immer wieder gegenseitig motiviert weiterzumachen und alle an einem Strang gezogen."

Kleinanleger werden ausbezahlt

Das Durchhaltevermögen von Mike Reiter, Philipp Maier, Fred Kendlbacher und Bouwman hat sich aus ihrer Sicht gelohnt: Ein Investor aus Hongkong mit Wurzeln in Graz, dessen Unternehmen in 50 Ländern operiert, hat sich nun an Omis Apfelstrudel zu 51 Prozent beteiligt – und dafür etwas mehr als zwei Millionen Euro eingebracht. "Er war erstaunt, dass vier so unterschiedliche Menschen auch nach vier Jahren noch zusammenhalten", sagt Bouwman.

Die Kleinanleger, die aufgrund der Verluste nur Bruchteile ihrer Investitionen erhalten hätten, bekommen in der Folge zumindest das Geld zurück, das sie über die Plattform Green Rocket einbezahlt haben. 90 Prozent unter ihnen stimmten dem Vorschlag zu. "Es war ein transparentes Verfahren, wir haben uns an alle Spielregeln gehalten", betont Bouwman.

Gegenwind

Der gebürtige Niederländer, der sich als Business-Developer selbstständig machte, schildert die Gründerszene mit Blick auf die Überlebensrate der Start-ups alles andere als in rosigen Farben. Gröbere Probleme zeichneten sich ab, so manch junger Betrieb werde das fünfte Jahr nicht schaffen. Die Schwarmfinanzierung bezeichnet er als ein wichtiges Instrument der Szene – mitunter schreckt die Crowd größere Investoren seiner Erfahrung nach jedoch ab: Mitspracherechte, Genussrechte verunsicherten.

"Lottosechser"

Angesichts des eigenen Investors, der ungenannt bleiben will, spricht Bouwman von einem Lottosechser. Die Marketinganstrengungen sollen erhöht, die Produktpräsenz verstärkt, die Türen in neue Märkte geöffnet werden. Ziel ist es, den Gastronomieanteil von derzeit zehn Prozent auszubauen, auch um die Abhängigkeit vom Lebensmittelhandel zu reduzieren.

Omis Apfelstrudel bezieht den Saft aus steirischen Äpfeln vom internationalen Fruchtverarbeiter Grünewald mit Werk in Stainz. Abfüller ist Kärntnerfrucht in Klagenfurt, ein ehemaliges Pago-Werk. Bis Jahresende soll es Gewinne geben. (Verena Kainrath, 27.6.2017)