"Patriotisch" und geschäftstüchtig: Jewgeni Prigoschin.

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Öl gegen Waffen, so heißt die Formel, auf die sich die syrische Regierung und Mitstreiter des russischen Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin geeinigt haben. Konkret verpflichtet sich dessen Unternehmen Euro Police, Raffinerien sowie Öl- und Gasquellen für die Regierung von Bashar al-Assad zurückzuerobern und vor Angriffen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu schützen. Dafür erhält sie Förderrechte für ein Viertel der dortigen Reserven. Eine entsprechende Absichtserklärung soll bereits im Dezember unterzeichnet worden sein und für fünf Jahre gelten, meldet die Petersburger Internetzeitung fontanka.ru unter Berufung auf eine Quelle aus Moskaus Energieministerium.

Offiziell nannte das Ministerium die Vereinbarungen "Betriebsgeheimnis" und lehnte weitere Kommentare ab. Syriens Ölminister Ali Ghanem bestätigte in einem Interview die geplante Zusammenarbeit beider Länder im Öl- und Gassektor sowie ein Treffen mit russischen Ölgesellschaften, "die in Syrien arbeiten", nannte aber keine Namen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, ihm sei nichts bekannt über ein solches Abkommen.

Für die Aktivität von Euro Police in Syrien sprechen viele Indizien: Die erst 2016 gegründete Firma hat 2017 ihr Grundkapital deutlich aufgestockt und ihr Profil geändert. Aus einer Handelsgesellschaft wurde laut Firmenregister ein Öl-, Gas- und Erzförderer mit einer Förderkonzession im Ausland. Im Mai eröffnete Euro Police eine Filiale in Damaskus.

Kämpfende und klickende Söldner

Die Militärkomponente des Deals stellt Generaldirektor Oleg Jerochin sicher; ein hochgestellter pensionierter Ermittlungsbeamter mit engen Kontakten zum Chef des Sicherheitsdienstes von Prigoschin Jewgeni Guljajew. Dieser Sicherheitsdienst wiederum ist eng verflochten mit der privaten Söldnertruppe "Wagner", die in der Ostukraine und in Syrien aktiv ist. Die Gruppe soll auch bei der Eroberung von Palmyra – dort liegt das Gros der Ölquellen – im Einsatz gewesen sein und könnte entsprechend die Sicherheitsaufgaben für Euro Police wahrnehmen.

Über Profite lässt sich nur spekulieren: Ghanem bezifferte die Förderung auf täglich 8.000 Barrel Öl und neun Millionen Kubik meter Gas. Von "Supergewinnen" könne angesichts der geringen Förderung keine Rede sein, sagte Russlands früherer Energievizeminister Wladimir Milow. Perspektivisch verspricht das Geschäft mehr: 2002, auf dem Höhepunkt der Produktion, wurden 677.000 Barrel Öl täglich gefördert.

Prigoschin selbst stammt nicht aus der Ölbranche, sondern hat sein erstes Kapital im Restaurantbusiness von St. Petersburg gemacht. Medien wurden nach mehreren Staatsempfängen, die er organisierte, auf ihn aufmerksam. Später wurde er zum "Proviantmeister" der russischen Streitkräfte, seine Firma Konkord AG bekam über 90 Prozent der Lieferaufträge für die Feldküchen. 2012 organisierte er den Empfang für die erneute Amtseinführung Putins.

Inzwischen hat Prigoschin seine Geschäfte diversifiziert, ist auch im Immobilien- und Mediensektor aktiv. 2014 wurde bekannt, dass die für Online-Propaganda verantwortliche "Trollfabrik" ebenfalls von Prigoschin finanziert wird. (André Ballin aus Moskau, 28.6.2017)