Rabat – Im Norden Marokkos hat es bei Demonstrationen für die Freilassung eines prominenten Aktivisten Ausschreitungen mit Dutzenden Verletzten gegeben. Eine Gruppe vermummter Männer habe in der Stadt Al-Hoceima Steine auf Sicherheitskräfte geworfen, teilten örtliche Behörden am Dienstag mit.

Die Beamten setzten daraufhin Tränengas ein und schlugen Demonstranten mit ihren Pistolen, wie auf einem von der Zeitung "Al-Yaoum 24" verbreiteten Video zu sehen war. Zu den Protesten war es bereits am Montag gekommen.

Mindestens 40 Menschen, darunter auch Kinder, seien wegen Atemproblemen in Krankenhäuser gebracht worden, schrieb die Zeitung weiter. Auch die Krankenwagen seien attackiert worden, teilten die Behörden mit. Die Bewegung Al-Hirak al-Shaabi hatte zu den Protesten aufgerufen. Sie fordert, dass ihr Gründer Nasser Sefsafi aus dem Gefängnis entlassen wird. Die Gruppe führte in den zurückliegenden Monaten Demonstrationen gegen Arbeitslosigkeit und Korruption in der Regierung an.

In Al-Hoceima kommt es seit Monaten immer wieder zu Protesten. Im Oktober vergangenen Jahres war dort ein Fischhändler in einer Müllpresse gestorben, weil er verhindern wollte, dass die Behörden beschlagnahmten Fisch vernichten. Der Zwischenfall führte in Marokko zu den größten Protesten seit den Reformen im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings 2011. (APA, 27.6.2017)