Foto: Nintendo

Bereits wenige Stunden nach dem Start der Vorbestellaktionen diverser Onlinehändler war Nintendos nächste Retrokonsole bereits wieder vergriffen. Fans, die leer ausgingen, besänftigte der Konzern jedoch prompt: Der Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment System, kurz SNES Mini, wird, wenn auch limitiert bis Ende 2017, zum Verkaufsstart am 29. September "in höheren Stückzahlen" als der zumeist vergriffene NES Mini verfügbar sein.

Nintendos Vermarktungsstrategie der künstlichen Verknappung stößt jedoch trotz dieser Zusicherung erneut auf Kritik aus der Community. Denn der dadurch erzeugt Run auf die Konsole ließ bereits die Vorbestellerpreise in Europa von knapp 80 Euro auf 100 Euro hochschnellen. Zustände, die an den Start des NES Mini erinnern, der vielerorts zu einem Vielfachen der eigentlichen UVP verkauft wurde.

Künstliche Verknappung

Kritik muss sich Nintendo abermals auch aufgrund des knapp abgesteckten Spielumfangs gefallen lassen. Waren beim NES Mini immerhin rund 30 Games dabei, sind es beim SNES Mini nur noch 21. Dabei gibt es abermals keine einfache Möglichkeit, zusätzliche Spiele zu installieren, eine Online-Anbindung für Downloadinhalte fehlt.

Das stößt insbesondere sauer auf, da Nintendos Retrokonsole auf Emulation setzen und Nintendo mit der Virtual Console eigentlich bereits ein funktionierendes System hat, um seine alten Klassiker online zu vertreiben. Gleichzeitig ist die Abschottung der Minis nicht im Sinne der Kunden- und Umweltfreundlichkeit: Für jede Ära will Nintendo offenbar ein eigenes Gerät verkaufen und produzieren, wenngleich technisch nichts dagegen spräche, die Minikonsolen erweiterbar zu machen. Das ist viel Plastik für wenig Technik. Und wenig Aufwand für viele Weihnachtsgeschenke.

Exklusiver Kommerzwahnsinn

Das diese Art der Vermarktungsmaschinerie trotzdem funktioniert, hat bereits der NES Mini bewiesen – und der aktuelle Run auf SNES-Mini-Vorbestellungen sowieso. Und echten Sammlern dürfte dabei eine Version nicht genug sein: Nintendo liefert für die USA, Europa und Japan nicht nur unterschiedliche Designs aus, auch beim Spielangebot gibt es Differenzen. So erhalten westliche Konsumenten beispielsweise die Werke "Earthbound", "Kirby's Dream Course", "Street Fighter 2' Turbo: Hyper Fighting", "Super Castlevania 4" und "Super Punch-Out!!" exklusiv, während man in Japan die Titel "Fire Emblem: Mystery of the Emblem", "The Legend of Mystical Ninja", "Panel de Pon", "Super Soccer" und "Super Street Fighter 2: The New Challengers" erhält. Am besten kauft man sich also gleich zwei, nein drei SNES Minis! Nintendo hat den Kommerzwahnsinn verstanden. Nur an ihren Produktnamen müssen sie noch arbeiten ... (Zsolt Wilhelm, 28.6.2017)