"Es ist schon irgendwo ein Elitenthema", sagt Wentner. So werde die Besetzung von Ausichts

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Wien – Quoten für Frauen in Aufsichtsräten sind gut und wichtig und werden helfen, Frauen in Führungspositionen zu bringen und sichtbarer zu machen, erwartet Gundi Wentner, auf Vorstands- und Aufsichtsratsbesetzungen spezialisierte Partnerin bei Deloitte Österreich. Einen Mangel an qualifizierten Frauen gebe es sicher nicht.

Wentner verwies im Gespräch mit der APA auf internationale Erfahrungen und auf die Aufsichtsratsbesetzungen in Firmen mit Bundesbeteiligung, wo Quoten den Anteil der Frauen in den Kontrollgremien deutlich gesteigert haben. Wo es keine Quoten gab, habe sich hingegen beim Frauenanteil in den Top-Führungsebenen nichts verändert. "Insofern muss man sagen, wenn man möchte, dass sich etwas tut, braucht man eine Quote", sagt Wentner, auch wenn diese kein Allheilmittel sei.

Wirtschaftliches Interesse

Es gehe auch nicht um tausende Aufsichtsratsmandate, relativiert Wentner. "Die Sorge, dass keine ausreichend qualifizierten Frauen zu finden sind, habe ich überhaupt nicht". Auch in Deutschland seien letztlich keine Posten wegen der Quote unbesetzt geblieben.

Wentner ist überzeugt, dass Firmen rein aus wirtschaftlichem Interesse gut beraten wären, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Es gehe nicht nur darum, eine Lebensrealität abzubilden. Vielfach sei schon untersucht, dass gemischte Führungsteams wesentlich erfolgreicher sind, da sie die Lage des Unternehmens aus unterschiedlichen Perspektiven bewerten können. "Die heldenhafte einsame Führungskraft trifft nicht mehr das moderne Bild der Firmenführung".

Am Markt seien Frauen ebenso wichtige Kundinnen wie Männer, und auch nach innen, in Richtung Talente des eigenen Unternehmens, seien Frauen in Spitzenpositionen ein wichtiges Signal. Dazu komme, dass heutzutage mehr als die Hälfte der Universitätsabsolventen Frauen sind und angesichts geburtenschwacher Jahrgänge ohnehin Personalknappheit drohe. "Ohne Frauen würde das Unternehmen ja auf die Hälfte des Potenzials verzichten", sagt Wentner.

Besetzung nach "Selbstähnlichkeit"

Dass immer noch vor allem Männer in Aufsichtsräten sitzen erklärt Wentner damit, dass solche Gremien "nach Selbstähnlichkeit besetzt werden". Es tauchten immer wieder die gleichen Personen auf. "Es ist schon irgendwo ein Elitenthema".

Schon jetzt gebe es durch die Ankündigung der Frauenquote eine Eigendynamik, stellt Wentner fest. Manche Unternehmen suchen bereits gezielt nach qualifizierten Frauen – im Wissen, dass sich nach Beschluss des Gesetzes dann alle um die besten Frauen reißen werden.

Schade sei, dass manche Frauen nun partout nicht als Quotenfrau auftreten wollen und manche Männer wohl Frauen als Quotenfrauen diskreditieren werden. Das sei überhaupt nicht adäquat. Es gebe schließlich auch viele Männer, die Funktionen haben, für die sie überhaupt nicht geeignet sind. "Normalität ist erst eingekehrt, wenn es genau so viele mittelmäßige Frauen in Führungspositionen gibt wie Männer". Bei Frauen falle so etwas viel stärker auf, weil sie weniger seien. (APA, 28.6.2017)