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Öffentlich stillen: Gut fürs Baby und das Natürlichste der Welt: Es gibt immer wieder Menschen, die sich daran stoßen.

Foto: Reuters

Jeder kennt die Situation: Eine junge Mutter will ihr schreiendes Baby beruhigen. Das Kind weint. Es hat Hunger. Schließlich setzt sie sich, packt ihre Brust aus und stillt das Kind. Diese natürlichste Art, ein Baby zu ernähren, kann aber durchaus abschätzige Blicke auf sich ziehen. Eine vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung herausgegeben Studie zeigt, dass zwar nur sechs Prozent der Bevölkerung es komplett ablehnt, wenn eine Frau ihr Baby in der Öffentlichkeit stillt, jedoch jeder Vierte dem Stillen im öffentlichen Raum zwiespältig oder ablehnend gegenübersteht. Insbesondere in Restaurants und Cafés besteht eine Diskrepanz zwischen der Akzeptanz des Stillens und dem Stillverhalten von Müttern.

Die Nationale Stillkommission (NSK) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht Handlungsbedarf. In Botschaften will man stillende Frauen in ihrem Handeln stärken und der breiten Öffentlichkeit verdeutlichen: Stillen tut gut und ist normal – egal unter welchen Umständen.

Natürliche Aufklärung

Der Studie zufolge wächst mit dem Wissen über die gesundheitlichen Vorteile des Stillens auch die Akzeptanz. Hier ist also Aufklärungsarbeit gefragt. In Kampagnen soll die Kernbotschaften "Stillen ist gesund", "Stillen wird überall akzeptiert" und "Stillen kann nicht warten" vermittelt werden.

Diese und weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Akzeptanz des Stillens in der Öffentlichkeit sollen nicht als Einzelaktionen geplant werden, sondern in einem noch zu erarbeitenden Gesamtkonzept unter Einbeziehung verschiedener Institutionen, Verbände und Multiplikatoren umgesetzt werden.

Denn Stillen ist das Natürlichste der Welt und Muttermilch die beste Nahrung für Säuglinge: Sie ist gut verdaulich, hygienisch einwandfrei und richtig temperiert. Trotzdem stillen einige Frauen überhaupt nicht oder hören bereits nach wenigen Monaten auf. Für jede Zehnte der Befragten, die bereits abgestillt hatten, war die ablehnende Haltung in der Öffentlichkeit ein Grund für das Abstillen.

Eine neue Stillkultur

Worüber nachgedacht wird? Das Einrichten von Stillräumen und Smartphone-Apps, die jungen Müttern das Auffinden dieser geschützten Räume erleichtern. Vorbild ist "mamamap" in der Schweiz. Um ruhige Rückzugsorte besser erkennbar zu machen, eignen sich auch Initiativen wie in Australien, Großbritannien oder Irland. Dort gibt es Aufkleber für stillfreundliche Ort, mit denen etwa Kaffeehausbetreiber oder Friseure ihre Geschäfte kennzeichnen können. Diese Maßnahmen fördern die Stillkultur eine Landes – und das tut hungrigen Kindern und ihren Müttern gut. (red, 30.6.2017)