Jean-Bernard Pouy, "54 x 13 – Die Tour de France".

€ 10,99 / 80 Seiten. Egoth-Verlag, Wien

Es kommt immer auf die Übersetzung an. So hat sich Stefan Rodecurt einiges angetan, als er sich Jean-Bernard Pouy vorknöpfte. Dieser, Kunsthistoriker, Lehrer, Journalist, Lektor, Drehbuchautor und natürlich Radsportfan, weil Franzose, hatte 54 x 13 bereits 1996 veröffentlicht, einen "Roman noir" oder auch "Thriller", wie es nun auf dem Cover der deutschen Ausgabe heißt. Rodecurt hat Pouy für den Wiener Egoth-Verlag übersetzt.

54 x 13, auch das ist eine Übersetzung. Sie ergibt sich aus der Anzahl der Zähne des Kettenblatts vorne und jener des Zahnkranzes hinten. 54 Zähne vorne, 13 Zähne hinten, das ist einigermaßen mächtig, damit lassen sich bei einer Kurbelumdrehung nicht weniger als 8,87 Meter zurücklegen. Prinzipiell gilt: Je größer der Unterschied in "Zähnen" zwischen Kettenblatt und Zahnkranz, umso größer die Übersetzung und der zurückgelegte Weg pro Umdrehung. Vielleicht auch deshalb sind die Kapitel durchnummeriert, im vorderen Teil von 54/1 bis 54/54, hinten von 13/1 bis 13/13, und die Zeilen unterschiedlich lange. Im Kapitel 54/54 etwa steht in jeder Zeile nur ein Wort.

Ich

bin

Zweiter,

Erster

von

den

Verlierern.

Man

hilft

mir

auf

die

Beine,

ich

sinke

in

die

Arme

von

Helfern

mit

Wor-

Kappen.

Der da Zweiter geworden ist, heißt Lilian Fauger, stammt aus Dünkirchen, ist Tour-Neuling und fährt für die "Wor"-Equipe. Fauger erzählt seine Geschichte, es ist auch die Geschichte der 17. Etappe. Da hat er sich vom Peloton, vom Hauptfeld, abgesetzt. Er ist ein Ausreißer, ein Flüchtiger, den die Verfolger jagen. Doch nur zwei können zu ihm aufschließen, sein belgischer Teamkollege Fons Demoens und ein junger Deutscher namens Jan. Demoens, so will es der Teamchef, gewinnt die Etappe. Vor Fauger.

Später wird nicht etwa Jan, sondern Demoens des Dopings überführt und Fauger erntet einen Sieg, über den er sich erst recht nicht wirklich freut. Er fühlt sich um den Erfolg betrogen, weniger von Demoens als von seinem Teamchef, der sich kaum blicken lässt, weil er stets vor dem Fernseher sitzt. Nach der Ankunft in Paris wird Fauger dem Teamchef einen Besuch abstatten. (Fritz Neumann, 1.7.2017)