"Die Verpartnerung ist schon das Gleiche, und Kinder dürfen adoptiert werden, da sehe ich keinen Änderungsbedarf", sagt Kurz- Stellvertreterin Veronika Marte zur "Ehe für alle".

Foto: Fischer
Foto: APA/HANS PUNZ

STANDARD: Was ist jetzt eigentlich anders in der "neuen ÖVP"?

Marte: Der Stil ist anders. Wir haben eine Bewegung gestartet – und zwar zur positiven Auseinandersetzung mit politischen Inhalten. Nicht zum sich gegenseitig Anpatzen und Beleidigen. Diesen Stil hat Sebastian Kurz geprägt.

STANDARD: Auf diesem Parteitag hat es praktisch keine Diskussion gegeben – sondern einstimmige Beschlüsse über Statut und Leitantrag. Gibt es in der ÖVP keinen Diskussionsbedarf?

Marte: Natürlich gibt es Diskussionsbedarf – und die Inhalte haben wir ja im Vorfeld diskutiert, wir haben unser Mitglieder eingeladen, ihre Vorschläge und Ideen einzubringen. Diskutiert wurde im Bundesparteivorstand, nachdem in den Landesparteivorständen die Änderungen präsentiert und diskutiert worden sind.

STANDARD: Das klingt nach Kaderpartei?

Marte: Wenn man es mit einer breiten Basis beschließen möchte, dann muss ein Thema eben durch verschiedene Gremien, damit man das einheitlich auf einem Bundesparteitag beschließen kann.

STANDARD: Und auf diese Art wird eine Partei in eine Bewegung transformiert? Noch einmal: Was ist da nun anders als in einer Partei?

Marte: Es kann jeder mitreden, es kann jeder mitgestalten. Es kann jeder unterstützen. Es soll jeder gehört werden. In einer Bewegung gibt es mehr Drive, mehr Elan ...

STANDARD: Wie will die ÖVP die gute Stimmung, die beim Parteitag und dem anschließenden Fest zu spüren war, bis in den Herbst aufrechterhalten?

Marte: Wir reden mit vielen Menschen, machen viele Aktionen in den Gemeinden. Anfang September wird ein Wahlprogramm entstehen, für das natürlich die Mitglieder eingebunden werden. Ich werde versuchen, mich inhaltlich einzubringen.

STANDARD: Mit welchen Inhalten?

Marte: Familienfreundlichkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit der Ganztags- und Kleinkinderbetreuung sind wir in Vorarlberg auf einem guten Weg, ich denke, dass es nicht schadet, das österreichweit auszubauen.

STANDARD: Sie in Vorarlberg haben offenbar keine Probleme mit der Gesamtschule, für die Wiener ÖVP wäre die Abschaffung des achtklassigen Gymnasiums ein No-Go.

Marte: Deshalb hat man sich ja auf die Modellregionen einigen können. Wenn es dort 50-prozentige Unterstützung gibt, dann ist das durchaus sinnvoll.

STANDARD: Und für die Homoehe wird es dann auch solche Modellregionen geben?

Marte: Eine Homoehe in Modellregionen?

STANDARD: Ist aber in verschiedenen EU-Ländern Realität.

Marte: Und in Amerika in verschiedenen Bundesstaaten auch. Ich meine: Man muss verschiedene Modelle von Familie durchaus zulassen. Es gibt bereits die Verpartnerung vor dem Standesamt. Das ist eine Lösung, die durchaus in Ordnung und ausreichend ist.

STANDARD: Aber das, was von den Linken als "Ehe für alle" bezeichnet wird, ist für Sie kein Thema?

Marte: Die Verpartnerung ist schon das Gleiche, und Kinder dürfen adoptiert werden, da sehe ich keinen Änderungsbedarf.

STANDARD: Welche Bedeutung haben die Bünde in der "neuen ÖVP"?

Marte: Die Bünde haben natürlich ihre Berechtigung, sie sind ja Teil der Bewegung – ich komme aus der Frauenbewegung und der JVP. Es ist notwendig, dass die Teilorganisationen alle gleichermaßen eingebunden werden. (Conrad Seidl ,3.7.2017)