Donald Trumps Angriffe auf kritische Journalisten gehen weiter.

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"Unterhalb der Gürtellinie" – anders kann man die Ausfälligkeiten von US-Präsident Donald Trump gegenüber dem kritischen TV-Moderatorenpaar Mika Brzezinski und Joe Scarborough des US-Senders MSNBC kaum nennen. Joe wurde dieser Tage von Trump via Twitter für verrückt erklärt, Mika bezeichnete er als "strohdumm". Wenn das Schule macht, kann man irgendwann den Begriff "kritischer Journalismus" abhaken.

Ein US-Präsident gilt allgemein als der mächtigste Mann der Welt. Lässt er sich schon zu solchen Beleidigungen hinreißen, weil ihm eine Sendereihe nicht behagt, wie könnten dann eines Tages seine Reaktionen auf relevante, politische Problemstellungen sein? Andererseits, wenn er mit solch einer Einschüchterungsstrategie reüssiert, wie viele andere Politiker könnten es ihm nur zu gern gleichtun, um sich lästiger medialer Kritik zu entledigen? Eine Folge könnte sein, dass der gesamte politische Diskurs Schritt für Schritt auf dem Niveau amerikanischer B-Movies oder gar Kindergartenstreitereien landet. Nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika sondern überall, auch bei uns.

Wichtig jedenfalls ist, dass diese Form der Kommunikation nicht zum Normalfall wird und sich niemand mehr daran stört. Wir erinnern uns: Auch hier in Österreich ließ sich kürzlich ein FPÖ-naher ORF-Spitzenmann dazu hinreißen, dem Starmoderator des Hauses bei Interviews Verhörmethoden vorzuwerfen. Verglichen damit, bezeichnete ein Aufsichtsratsmitglied denselben Moderator geradezu zärtlich als "brutale Mimose".

Medien als Feind der Gesellschaft

Dass Donald Trump in den Medien den größten Feind der Gesellschaft sieht, hat er oft genug betont, dass nur Journalisten angeblich am laufenden Band Fake News produzieren, ebenso. Die persönlichen Angriffe gegen Joe und Mika gingen jedoch selbst treuen Parteifreunden zu weit.

Was war geschehen? Nach einer kritischen Sendung im Laufe der vergangenen Woche diffamierte Trump per Twitter zunächst gezielt Mika Brzezinski. Bei einem Empfang zu Jahresbeginn sei sie mit – infolge einer Schönheitsoperation – blutendem Gesicht erschienen. Diese Behauptung stimmte schlichtweg nicht und gehört zugleich auch in die Ecke "übler Sexismus". Milka wehrte sich, Trump zweifelte – wieder per Twitter – ihren Intelligenzquotienten an.

"Donald Trump geht es nicht gut", schrieben daraufhin Milka Brzezinski und Joe Scarborough in einem Gastkommentar in der "Washington Post". Sie machten sich Sorgen über Trumps Eignung für das höchste Amt im Lande. Sie selbst hätten da ihre Zweifel. So weit zum aktuellen Stand der jüngsten Schlammschlacht des US-Präsidenten mit Medienvertretern. Ob es Trump gelingen wird, dass die beiden gefeuert werden, wird sich weisen.

Bei dem US-Sender CNN jedenfalls haben oder wurden – ganz klar ist das nicht – die drei investigativen Journalisten Thomas Frank, Lex Haris und Eric Lichtblau bereits gekündigt. Sie hatten einen Beitrag über angebliche direkte russische Geschäftskontakte von Trumps Chefberater und Hedgefondsunternehmer Anthony Scaramucci produziert. Dieser intervenierte und drohte mit Klage, seitdem ist der Beitrag nicht mehr abrufbar. Der Sender entschuldigte sich und teilte mit, der Beitrag habe nicht auf genügend Beweismaterial basiert. Scaramucci nahm die Entschuldigung an. Unabhängig von diesem Vorfall jedenfalls lässt Melania Trump über ihren Ehemann wissen: "So ist er eben, wenn er angegriffen wird, schlägt er 100-prozentig zurück." Schade, dass es für eine Lizenz zum Twittern schon längst zu spät ist.

Leider auch für widerliche Gewalt-Videos, die US-Präsident Donald Trump nun an diesem Wochenende als Warnung für CNN versandte. (Rubina Möhring, 3.7.2017)