Washington/Wien – US-Präsident Donald Trump ist mit einer erneuten Kritik am US-Nachrichtensender CNN deutlich über sein bisheriges Maß hinausgegangen. Trump postete am Sonntag auf seiner Twitter-Seite ein Video, auf dem er selbst einen Mann angreift, niederringt und verprügelt, dessen Kopf mit dem CNN-Logo verfremdet ist.

Am Ende des knapp 30 Sekunden langen Films wird der Schriftzug "FNN Fraud News Network" (so viel wie "Sender für gefälschte Nachrichten") mit einem CNN ähnelnden Logo eingeblendet.

Bei dem Video scheint es sich um eine veränderte Version aus dem Jahr 2007 zu handeln, in dem Trump am Rande eines Show-Ringkampfs den Chef des Medienunternehmens World Wrestling Entertainment (WWE), Vince McMahon, offenbar niederringt. Dabei handelte es sich um eine Show-Einlage, die echt aussehen sollte. Mit der Scheinattacke warben sie für ein Spektakel namens "Der Kampf der Milliardäre".

McMahons Frau Linda, die Mitgründerin des Unternehmens World-Wrestling-Entertainment, steht inzwischen an der Spitze der Small Business Administration, der Bundesbehörde zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen.

Kampf gegen Journalisten

CNN reagiert am Sonntag umgehend. "Es ist ein trauriger Tag, wenn der Präsident der USA zu Gewalt gegen Reporter ermutigt."

Trump hat sowohl als Präsidentschaftskandidat als auch als Präsident wiederholt bestimmte US-Medien scharf kritisiert. So bezeichnete er sie als "Feind des amerikanischen Volks" und nannte sie "Fake News". Erst am Sonntag hatte er gesagt: "Die Fake-Medien versuchen uns zum Schweigen zu bringen, aber das werden wir ihnen nicht erlauben." Auch scheute Trump vor persönlichen Beleidigungen nicht zurück.

Trotz Kritik auch aus der eigenen Partei an seinem Verhalten setzte Trump seine Ausfälle gegen Journalisten fort. "Verrückter Joe Scarborough und strohdumme ("dumb as a rock") Mika (Brzezinski) sind keine schlechten Leute", twitterte der US-Präsident am Samstag von seinem Golfclub in Bedminster (New Jersey) aus."Aber ihre Show mit geringen (Einschalt)quoten wird von ihren NBC-Bossen dominiert. Sehr schlecht!", meinte Trump.

Trump verteidigte am Wochenende seine Twitter-Tiraden. Zwar arbeiteten die betrügerischen Medien hart daran, Republikaner und andere zu überzeugen, dass er die sozialen Medien nicht nutzen sollte, twitterte Trump am Samstag. "Aber erinnert euch, ich gewann die Wahl 2016 mit Interviews, Reden und sozialen Medien. Ich musste die Fake News schlagen und das tat ich."Sein Gebrauch der sozialen Medien sei nicht präsidial, sondern modern präsidial.

Trumps Beziehung zu den meisten Medien ist sehr schlecht, Interviews gibt er praktisch nur noch dem Sender Fox News, der ihm wohlgesonnen ist. Dem Sender CNN warf er dagegen in einem weiteren Tweet am Samstag "Müll-Journalismus" vor.

Journalisten zeigen sich besorgt

Das amerikanische Reporters Committee for Freedom of the Press (übersetzt Reporter-Komitee für die Pressefreiheit) erklärte: "Dieser Tweet ist unter der Würde des Präsidentenamtes. Traurigerweise ist er nicht unter der Würde dieses Präsidenten. Niemand sollte wegen Ausübung seines Jobs mit Gewalt bedroht werden(...). Pressefreiheit ist ein Eckstein unserer Demokratie."

Das Committee to Protect Journalists (Komitee zum Schutz von Journalisten) warnte, einzelne Journalisten oder Medien ins Visier zu nehmen "nährt ein Umfeld, in dem weitere Belästigung oder sogar physischer Angriff als akzeptabel aufgefasst wird". Trumps Äußerungen könnten "autokratische Führer rund um die Welt ermutigen", zitierte die "New York Times" Courtney Radsch von der US-Organisation weiter. (APA, Reuters, dpa, 3.7.2017)