Ein neues Onlineportal soll die Erzählungen von Zeugen der deutschen Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart zusammenführen. Das Projekt, das bei der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik angesiedelt ist, wird am Dienstag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Berlin vorgestellt. Ihr Haus hat dafür in diesem Jahr eine halbe Million Euro bereitgestellt.

12.000 Interviews

Erklärtes Anliegen ist, Interviews, die per Video und Audio von Gedenkstätten oder anderen aufgezeichnet wurden, systematisch zu erfassen, zu sichern und zugänglich zu machen. Damit könnten die Bestände aus 62 Einrichtungen, die von der Kulturstaatsministerin gefördert werden, in das Portal überführt werden.

Es geht den Angaben zufolge um etwa 12.000 Interviews mit Zeitzeugen, die in unterschiedlicher Qualität und verschiedenen Formaten vorliegen. Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager könnten ebenso wie Einrichtungen zum SED-Unrecht ihre Bestände melden, um sie in das Portal zu überführen, sagte der Vizechef der Stiftung, Harald Biermann. "Das ist ein Angebot, und wir sind die Servicestelle."

Digitalisierung gegen Zerfall

Gerade bei den Erinnerungsorten zum Nationalsozialismus drohe das Material zu zerfallen. Von dort seien bereits Hilferufe gekommen. Die Aufzeichnungen sollen digitalisiert und damit gerettet werden, wie Biermann erklärte. "Zeitzeugen-Interviews sind zugleich Quelle als auch Darstellung von Geschichte", hieß es. Sie könnten darüber Auskunft geben, wie unterschiedlich Geschichte erfahren und verarbeitet werde. Das Portal hat nach Angaben der Stiftung bisher 1.000 Interviews des Vereins "Gedächtnis der Nation" in Mainz erfasst, da der Verein nicht fortgeführt werde. (APA/dpa, 3.7.2017)