Kaum steigen die Temperaturen, werden einheitlich nur noch Weine der Abteilung "leicht und frisch" getrunken. Rote spielen um diese Jahreszeit praktisch keine Rolle mehr – was auch damit zu tun haben mag, dass man sie vorzugsweise siedend heiß vorgesetzt bekommt. Raumtemperatur bedeutet eben mitunter 30 Grad oder mehr. Handelt es sich dabei um konzentrierte Rumfruchtbomben, kann das schon lebensbedrohliche Zustände auslösen.

Tschida, Himmel auf Erden, "Rod/Rouge/Red", 22,50 Euro
Foto: Christina Fieber

Große Freude hingegen bereitet Christian Tschidas "Rod/Rouge/Red" 2015, der bei nur zwölf Prozent Alkohol außergewöhnliche Substanz aufweist. Das verdankt er dem System der Doppelstockanlage, einer Erziehung, bei der zwei Rebstöcke dicht nebeneinanderstehen. Sie konkurrieren und treiben sich so quasi zu Höchstleistungen an.

Auch sonst finden die Trauben beste Behandlung: Im Weingarten wird biologisch gearbeitet, im Keller so ziemlich nichts gemacht: spontane Gärung, keine Zusätze, keine Tricksereien. Das Ergebnis: zarte Weine mit Struktur. Rebsorte und Herkunft spielen dabei nur eine Nebenrolle. Tschida schwafelt nicht über Terroir – seine Weine sind sowieso anders. (Christina Fieber, RONDO, 12.7.2017)