Wien – Lineares Fernsehen mit der Programmzeitschrift in der Hand versus Online-Streaming on demand – der TV-Konsum ist einem Wandel unterworfen, das zeigen Studien und Realität. Bei der Fachtagung "Summit Werbeplanung.at" ging ein Expertenpanel der Frage nach, was dies für die Werbekunden bedeuten kann. Mehr Kosten, mehr Risiko, aber auch mehr Reichweite, könnte eine Antwort sein.

Keine Fragmentierung

"Seit 13 Jahren lese ich vom Tod des linearen TV – bis jetzt ist er noch nicht passiert", sah Markus Bacher von ProSiebenSat.1 PULS 4 gleich zu Beginn einmal keine Notwendigkeit, das "klassische" Fernsehen totzureden. Aber: Man erlebe eine Fragmentierung – bewegte Bilder werden schlicht auf "mehreren Screens" konsumiert. Seine Sendergruppe bediene diese unterschiedlichen Schirme. Damit schaffe man auch eine "On-Top-Reichweite", die es zu monetarisieren gelte.

Auf die Frage, wie viel ein Werbeplaner in den nächsten 18 Monaten ins lineare Fernsehen, wie viel in neue Formate investieren sollte, antwortete Walter Zinggl vom RTL-Vermarkter IP Österreich mit einer schlichten Gegenfrage: "Wie viel Risiko bist du bereit, einzugehen?" Klassisches TV sei "eine verlässliche Bank" für Reichweite. Aber die Sender könnten nun "etwas anbieten, was es vor 15, vor fünf Jahren noch nicht gegeben hat", sieht er für zusätzliche Ausgaben auch Zusatznutzen. Klar ist für Zinggl: Die Nutzer seien offenbar bereit, "immer mehr Zeit in den Medienkonsum zu investieren". Und "Bewegtbildinhalte sind wahrscheinlich so etwas wie das Gold des 21. Jahrhunderts".

ORF: Rechtehandel als Riesenproblem

ORF Online-Chef Thomas Prantner sieht ein "Riesenproblem" beim Rechtehandel, wo mittlerweile Online-Packages, etwa für hochkarätige Sportrechte, zu immensen Summen über den Tisch gehen. Dieses "gravierende Problem" bestehe nicht nur für öffentlich-rechtliche Sender, sondern auch Private. Dass dem ORF Online-Werbung in gewissen Bereich erlaubt ist und seit einigen Monaten über die Austria Video Plattform auch ORF-Content für Zeitungen verfügbar ist, sieht er als "Zeichen gegen die internationalen Giganten, ein bisschen aufzuzeigen."

Wer Nachrichten-TV im Internet macht, kommt um lineares Programm nicht herum, das war das Credo von Niki Fellner für oe24.tv. "Alles andere sind Peanuts." Die Mediengruppe Österreich sehe ihren Internet-Sender als Möglichkeit, einen "winzigen Teil" des riesigen TV-Werbekuchens zu ergattern. (APA, 4.7.2017)