Großer Bahnhof für Donald Trump: Die nationalkonservative Führung in Warschau knüpft hohe Erwartungen an den Besuch des US-Präsidenten im Vorfeld des G20-Gipfels; die Polen wurden medial auf den gebotenen Enthusiasmus eingeschworen.

Auf den ersten Blick folgt die Warschauer Trumpophilie einer simplen Logik: Der Gast aus Washington, der in vielen Fragen – von Klimaschutz bis Migration – ähnliche Ansichten wie die Regierung vertritt, soll der Bevölkerung wieder einen Hauch internationaler Anerkennung vermitteln. Jener Anerkennung, die durch die schwierige Beziehung zu Russland und den Streit mit Brüssel über Flüchtlingspolitik und Rechtsstaatlichkeit zum raren Gut wird.

So viel zur Symbolpolitik. Eine stabile Achse zwischen Warschau und Washington wird daraus aber kaum entstehen. Die in Polen stationierten US-Truppen sorgen zwar für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl, doch Trumps ungeklärtes Verhältnis zu Moskau stimmt viele Polen skeptisch.

Auch die wirtschaftlichen Anknüpfungspunkte, vor allem Flüssiggasimporte aus den USA zur Reduzierung der Abhängigkeit von Gas aus Russland, haben nicht nur bilateralen Charakter. Der von Warschau forcierte Ausbau von Nord-Süd-Pipelines etwa erfordert eine Abstimmung mit den europäischen Partnern. Dass Warschau den Eindruck vermitteln will, der amerikanische Rock sei ihm näher als das europäische Hemd, ändert daran rein gar nichts. (Gerald Schubert, 5.7.2017)