Der Sicherheitsabstand zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel trügt, die Welt ist wieder in Ordnung.

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Spielberg – Red Bull Rings zu Spielberg aus, was eigentlich alle erwartet hatten. "Ich habe seine Entschuldigung angenommen", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister am Donnerstag, elf Tage nach dem Rammstoß von Dauerrivale Sebastian Vettel im Grand Prix von Aserbaidschan. "Ich spüre überhaupt keine Spannung zwischen uns, auch wenn andere das vielleicht tun."

Frühe Aussprache

Ferrari-Star Vettel und Hamilton hatten, wie erst jetzt bekannt wurde, den Vorfall bereits am Tag nach dem Rennen persönlich am Telefon besprochen. Nun trafen sie in Spielberg zusammen, wo am Sonntag der Grand Prix von Österreich steigt – mit Vettel als WM-Führendem und dem Mercedes-Piloten als erstem Verfolger. "Ich bin froh zu hören, dass es keinen großen Einfluss auf unser Verhältnis hat. Ich habe einen Fehler gemacht, also könnte ich verstehen, wenn er sauer ist", sagte der Deutsche. Der professionelle Respekt voreinander helfe in einer solchen Situation.

Vettel war Hamilton am 25. Juni während einer Safety-Car-Phase in Baku mit Absicht ins Auto gefahren. Der 30-Jährige war über ein Bremsmanöver seines um zwei Jahre älteren Rivalen äußerst erbost gewesen, zumal er selbst zu spät reagiert hatte und dem Mercedes ins Heck gerauscht war. Für die folgende "Revanche" fasste er lediglich eine zehnsekündige Zeitstrafe aus, die ihn aber wohl den Sieg gekostet hat. Zu härteren Sanktionen gegen den viermaligen Weltmeister konnte sich der Weltverband Fia nicht durchringen. Vielleicht auch wegen Vettels Reue: "Es war falsch, ihm reinzufahren, das Manöver war falsch. Ich hatte aber nie die Absicht, ihn zu verletzen. Das habe ich ihm auch gesagt."

Die Stimmung zum Auftakt des neunten Rennwochenendes dieser Saison war entspannt. Hamilton und Vettel sollten ursprünglich direkt nebeneinandersitzen, erst zwei Minuten vor Beginn der Pressekonferenz wurde Vettels Namensschild gegen das des Haas-Piloten Kevin Magnussen getauscht. Der Däne nahm letztlich als Puffer zwischen den Kontrahenten Platz, fühlte sich aber eindeutig deplatziert, quasi wie das Kaninchen zwischen den Schlangen. Hamilton genoss seine moralische Überlegenheit: "Ich glaube, es ändert sich nichts zwischen uns", sagte er. "Ich habe immer noch den größten Respekt vor ihm. Und ich werde jetzt weiter genauso hart auf der Strecke gegen ihn kämpfen wie bisher."

Vorteil Mercedes

Hamilton, im Vorjahr Sieger auf dem Red-Bull-Ring, liegt 14 Punkten hinter Vettel, der es in Österreich noch nie aufs Podest geschafft hat. Jetzt steht er unter besonderer Beobachtung. Beim nächsten Zwischenfall dürfte er direkt vor den Weltrat der Fia geladen werden, zudem hat Vettel bereits neun Strafpunkte in den vergangenen zwölf Monaten gesammelt. Bei zwölf innerhalb eines Jahres erfolgt automatisch eine Sperre für ein Rennen. "Ich denke nicht, dass ich ein Problem mit meinem Temperament habe." Experten meinen aber, dass Ferrai ein Problem mit Spielberg haben wird. Die Strecke kommt Mercedes eher entgegen. (sid, red, 6.7.2017)