Suchbild mit Damen. So sieht noch immer ein Gruppenbild des G-20-Gipfels aus, der letzte Woche in Hamburg stattfand.

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Was wäre, wenn Frauen die Welt regieren würden? Diese Frage stellte das Performanceprojekt "What if Women Ruled the World?" der Multimediakünstlerin Yael Bartana. Jeweils elf Politikerinnen, Wissenschafterinnen oder Aktivistinnen nahmen an drei Abenden Platz, um über Lösungen für dringende Probleme unserer Zeit nachzudenken.

Die britische Tageszeitung "The Guardian" hat diese Frage in Anlehnung an Bartanas Projekt nun auch weiteren Frauen aus verschiedensten Bereichen gestellt. "Nichts", lautet die Antwort mehrerer Frauen. Überlegenheit aufgrund von Geschlecht sei nie eine besonders gute Idee, sagt etwa Rachel Holmes, Biografin der Suffragette Sylvia Pankhurst. Innerhalb eines Systems, das nur aufgrund von Ungleichheit funktioniere, so Holmes, sei es völlig bedeutungslos, wer die Macht habe. "Die Ziele des Feminismus sind innerhalb eines kapitalistischen Systems nicht umsetzbar", ist sie überzeugt.

Antwort der Geschichte: Margaret Thatcher

Insbesondere Britinnen wollen diese Frage auch nicht beantworten, ohne auf Margaret Thatcher zu verweisen. In ihrer Regierungszeit hatte Gleichberechtigung keine Bedeutung. Die Autorin Louise Doughty will an diesem Beispielen erkennen, dass Frauen in Machtpositionen offenbar dazu verführt werden, Männer in Machtpositionen zu imitieren.

Einen Schritt weiter geht June Eric-Udorie, Herausgeberin einer intersektionellen Feminismus-Anthologie. Auf die Frage, ob die Welt besser wäre, würden Frauen regieren, fielen ihr erstmal Gegenfragen ein: "Welche Frauen? Schwarze Frauen? Behinderte Frauen? Transfrauen?" Auch wenn "Frauen" die Welt beherrschen würden, bliebe für Frauen am Rand der feministischen Bewegung keine Macht, ist Eric-Udorie überzeugt. Die Welt würde demnach noch immer von weißen, heterosexuellen Menschen beherrscht werden. "Wir müssen aufhören, Macht und Überlegenheit von Frauen zu romantisieren" sagt sie.

Gesetzliches Limit für Mansplaining

Marjane Satrapi, Autorin von "Persepolis", ist überzeugt, dass die Frage nach einer anderen Welt in Frauenhand von einer Vorstellung einer grundsätzlichen Differenz zwischen den Geschlechtern herrühre. Letztendlich seien es die Erfahrungen, die Menschen prägen und unterscheiden – und so auch ihre Handlungen beeinflussen. Genau deshalb hätten aber Frauen eher die Fähigkeit, etwa die Arbeitswelt zu verändern, hält die Physikerin Athene Donald dem entgegen – wenn die Menschen realisierten, dass es für arbeitende Menschen in der westlichen Welt offenbar nötig ist, dass sich zu Hause jemand um sämtliche Probleme kümmere.

Die Komödiantin Sofie Hagen kann der Idee einer frauendominierten Welt einiges abgewinnen und hätte da schon ein paar Ideen: "Gratistampons, legale Abtreibung weltweit, eine Gefängnisstrafen-Rate für Vergewaltiger von 100 anstatt fünf Prozent". Außerdem würde ihr ein gesetzliches Limit fürs männliche Ins-Wort-Fallen und für Mansplaining gefallen. Das entsprechende Gesetz könnte dann das "Schhhh-Gesetz" heißen. (red, 11.7.2017)