Sebastian Ofner hatte seinen Rückflug aus London für 28. Juni geplant. Das Ticket ist verfallen, der Steirer kann es verkraften, hat er doch in Wimbledon bisher schon 102.260 Euro verdient.

Foto: GEPA/GEPA pictures/Alan Grieves

STANDARD: Sie haben vor Wimbledon noch kein Match auf ATP-Ebene bestritten und stehen jetzt in der dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers. Verrückt, oder?

Ofner: Es ist unfassbar. Ich konnte nach dem Match gar nicht begreifen, was da genau passiert. Die Erleichterung nach dem fünften Satz war groß. Ich habe mein bestes Tennis gezeigt. Dass es gereicht hat, ist unbeschreiblich.

STANDARD: Das war jetzt Ihre fünfte Partie auf Rasen. Sie haben alle gewonnen. Vor Wimbledon sagten Sie, dass es vor allem an Konstanz fehlt, um weiter oben mitzuspielen. Wieso funktioniert Ihr Spiel auf Rasen so gut?

Ofner: Mir kommt natürlich entgegen, dass ich sehr gut servieren kann. Meine Rückhand, funktioniert hier auch sehr gut, die ist eine Waffe. Auch mein Return geht bisher auf.

STANDARD: Gerade Ihr letzter Gegner Jack Sock, immerhin auf Platz 18 in der Weltrangliste, ist für seinen flotten Aufschlag bekannt.

Ofner: Ja, ich habe die Returns gut getroffen und vor allem in den ersten beiden Sätzen auch sehr gut serviert. Dann hat mich mein Service etwas im Stich gelassen, ich musste viel über den zweiten Aufschlag gehen. Das hat er ausgenützt und so die Sätze drei und vier gewonnen.

STANDARD: Hatten Sie Zweifel? Angst vor dem Sieg?

Ofner: Ich habe ja schon zwei Sätze geführt, aber man muss eben drei gewinnen. Dann gibt es natürlich Phasen, in denen man darüber nachdenkt, wo man hier ist, und was das alles bedeutet. Immerhin ist es Wimbledon. Aber ich wollte es unbedingt und mein Tennis hat mich nicht im Stich gelassen.

STANDARD: Im fünften Satz wurde es allmählich dunkel. Wollten Sie nach dem verlorenen vierten Satz das Match nicht lieber am nächsten Tag fertig spielen?

Ofner: Nein, auf gar keinen Fall. Ich wusste, dass das womöglich eine einmalige Chance war. Am nächsten Tag würde alles wieder ganz anders aussehen. Ich wollte den Satz und das Match unbedingt fertig spielen. Es war schon ein bisschen dunkel, aber das war kein Problem

STANDARD: Und Sock?

Ofner: Auch er wollte weiterspielen und hat nichts zum Schiedsrichter gesagt.

STANDARD: Ihr nächster Gegner ist die deutsche Nummer eins Alexander Zverev. Haben Sie eine Chance?

Ofner: Das ist dann wieder ein ganz anderes Kaliber. Er ist ein Jahr jünger als ich und schon ein Top-Ten-Spieler. Es wird bestimmt noch ein ordentliches Stück schwieriger. Ich werde versuchen, mein bestes Tennis zu spielen und dann schauen, was geht.

STANDARD: Wie bereiten Sie sich auf die Partie vor?

Ofner: Ich habe nichts Spezielles geplant, werde noch einmal mit Dominic Thiem trainieren, dann muss ich zu einem ATP-Next-Gen-Termin und am Abend ins Hotel. Ganz normal also.

STANDARD: Ganz normal ist Wimbledon ja nicht.

Ofner: Im Vergleich zu den Challenger-Turnieren ist Wimbledon eine ganz andere Welt. Es ist richtig geil.

STANDARD: In der Weltrangliste springen Sie von Rang 217 zumindest auf Platz 150. Was bedeutet das für Ihre nahe Zukunft?

Ofner: Ich bin bei ein paar Challengers eingeladen und hoffe natürlich, dass ich die eine oder andere Wildcard für ATP-Turniere bekomme. Der Plan bleibt aber prinzipiell gleich. Ich versuche mich weiterzuentwickeln. (Andreas Hagenauer, 7.7.2017)