Mehdi Amiri knetet für den Neuanfang in Österreich.

Werner Dedl

Peuerbach – Im Verkaufsraum der Bäckerei Mayr direkt am Kirchenplatz haben sich an diesem Freitagvormittag viele Brothungrige eingefunden. Der Duft des frischen Gebäcks lockt und verleitet zum Verspeisen an Ort und Stelle. Und wenn der Kunde genüsslich schmaust, dann ist auch Mehdi Amiri zufrieden. Vieles von dem Gebäck ist in den frühen Morgenstunden schon durch seine Hände gegangen. Der 24-Jährige macht seit einem Jahr eine Bäckerlehre. Und fühlt sich – nach seiner Flucht 2015 aus Afghanistan – in der 2221-Seelen-Gemeinde Peuerbach daheim.

Alles in privater Hand

Der überschaubere Ort im Hausruckviertel hat sich seit dem Beginn der großen internationalen Fluchtbewegung zu einem integrativen Rolemodel entwickelt.

Im Heimatort von Österreichs First Lady Doris Schmidauer leben 46 Asylwerber. Alle konnten bereits privat übersiedeln – haben also eine eigene Wohnung gemietet. Was so in keiner anderen oberösterreichischen Gemeinde der Fall ist.

Und selbst am Lehrstellensektor sticht der Ort heraus: Im gesamten Bezirk Grieskirchen machen aktuell 15 Asylwerber eine Lehre, 12 davon kommen alleine aus Peuerbach.

Geschuldet ist das Gelingen der Integration einem großen Netzwerk an Freiwilligen im Ort. Koordiniert wird die Hilfe von der Peuerbacher Lehrerin Anita Tossmann. "Wir sind von Beginn an sehr offensiv auf die Bevölkerung zugegangen. Haben Ängste angesprochen, Vorteile dargelegt und Vorurteile versucht abzubauen. Heute sind diese Menschen ein ganz wichtiger Teil unserer Ortsgemeinschaft", erzählt Tossmann im STANDARD-Gespräch. Nachsatz: "Es hat halt auch ungemein geholfen, dass die Peuerbacher sehr offene, herzliche Menschen sind."

Dezentrale Strukturen

Mehdi Amiri hat derweil seine Bäckersrobe für diesen Tag an den Nagel gehängt und auf der Couch in der nahen WG Platz genommen. Sieben Asylwerber leben hier auf 120 Quadratmeter – und teilen sich die Miete.

Integrationslandesrat Rudi Anschober sieht bei einem Lokalaugenschein seinen Kurs bestätigt: "Wir setzen auf dezentrale Strukturen. Und wir sind das Land der Lehrlinge im Bereich der Asylwerber. Die Hälfte aller österreichweiten Lehrlinge unter den Asylwerbern – aktuell bereits über 200 – arbeiten in Oberösterreich."

Die Wohnung im Zentrum ziert übrigens seit wenigen Tagen ein neuer Wandschmuck. Gemeinsam haben die Asylwerber am Flohmarkt eine Österreich-Fahne erstanden. "Es ist unsere Heimat", sagt Mehdi Amiri sichtlich stolz. (Markus Rohrhofer, 87.2017)