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Die Forderungen nach einer Einigung konnten die Politiker aus den beiden Teilen Zyperns nicht erfüllen.

Foto: AP / Petros Karadijas

Crans-Montana/Athen – Das Abendessen lief schon schlecht, danach wurde es richtig fürchterlich. Die Zypern-Verhandlungen im Schweizer Luxusferienort Crans-Montana endeten in Streit und Gebrüll zwischen Griechen und Türken, wie Konferenzteilnehmer am Freitag berichteten. Um zwei Uhr morgens zog UN-Generalsekretär António Guterres die Notbremse. "Es tut mir äußerst leid, Ihnen sagen zu müssen, dass die Konferenz zu Zypern beendet wurde, ohne dass eine Einigung erreicht wurde", sagte ein müder UN-Chef vor wartenden Journalisten. Das Scheitern der Zypern-Verhandlungen dürfte nun beträchtliche Folgen für die geteilte Insel und die Region haben.

Gasstreit geht nun weiter

Nächste Woche bereits könnte die türkische Marine wieder auffahren und die griechischen Zy prioten bedrängen. Dann beginnt der französische Mineralölkonzern Total mit Bohrungen nach Erdgas vor der Küste Zyperns. Die Lizenzen vergab die Regierung im griechischen Teil der Insel, was Ankara und die türkischen Zy prioten beeinspruchen.

Hätte es in der Schweiz eine Einigung über Schritte zur Wiedervereinigung der geteilten Insel gegeben, wäre der Streit um die möglichen Gasvorkommen vor Zypern zumindest eingedämmt. Ankara wird nun international noch mehr Lobby für eine diplomatische Anerkennung des türkischen Inselteils als eigener Staat machen.

Späte Vermittlung

Alle Seiten versuchten am Freitag zwar, tröstende Worte zu finden. Dies sei nicht das Ende des Weges, sagte der Sprecher des zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiades. Doch die seit zwei Jahre laufenden Verhandlungen über einen gemeinsamen Staat galten als der beste Versuch seit der Landung der türkischen Truppen auf Zypern 1974 und der Teilung der Insel. Anastasiades und Mustafa Akinci, der Führer der türkischen Zyprioten, wollten stets ohne Vorgaben durch die Uno verhandeln. Am Donnerstag, nach einer Woche Diskussionen in Crans-Montana, ließen sie doch Guterres als Vermittler einfliegen. Der energische Portugiese konnte es auch nicht mehr richten.

Größter Streitpunkt blieb die Rolle der Türkei als Garantiemacht auf der Insel. Während Großbritannien und Griechenland – die beiden anderen Garanten – kein Problem mit dem Ende ihrer in den 1960er-Jahren fixierten Rolle haben, sperrte sich die Türkei. In einem Entwurf für eine gemeinsame Erklärung der Konferenz soll die Uno die Empfehlung von Beratungen über einen Truppenabzug hineingeschrieben haben.

Von 1800 statt derzeit wenigstens 30.000 türkischen Soldaten war mittendrin angeblich einmal die Rede. Als sich die Türken am Ende doch beweglich zeigten, soll Anastasiades alles zerschlagen haben: Zyperns Präsident beharrte auf einen Totalabzug der türkischen Soldaten. (Markus Bernath, 7.7.2017)