Thomas Schmidt: "Roboter sind zwar für Effizienz und Geschwindigkeit bekannt. Aber auch für Monotonie und Gleichförmigkeit."

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Roboter, die Nachrichten schreiben. Roboter, die Dokumente und Fotos auswerten. Roboter, die mit Ihnen über die Nachrichten sprechen. Das ist längst keine Science-Fiction mehr: Roboter machen jetzt Journalismus.

Natürlich handelt es sich dabei nicht um den personalisierten Roboter, der es sich im Bürosessel bequem macht. Es sind die virtuellen Maschinen, die Algorithmen, die selbstlernenden Systeme, die langsam Einzug in den Redaktionsalltag halten. Die US-Nachrichtenagentur Associated Press bietet automatisch geschriebene Nachrichten von börsennotierten Unternehmen an. Die "Washington Post" experimentiert mit digitalen Werkzeugen zur automatischen Gesichtserkennung. Die BBC, der "Economist", das "Wall Street Journal" und andere einflussreiche Medienhäuser arbeiten intensiv an Programmen, die geschriebene Nachrichteninhalte für digitale Assistenten wie Amazons Echo in gesprochene Sprache umsetzen.

Mehr Spielraum für Journalisten

Die Vorteile von künstlicher Intelligenz liegen für Medienunternehmen auf der Hand. Beim Recherchieren lässt sich mehr Material (Daten, Texte, Fotos, Videos) schneller und effizienter analysieren. Beim Schreiben können repetitive Standardnachrichten wie etwa Sportergebnisse und Wetterberichte an automatisierte Programme delegiert werden. Journalisten haben dann mehr Spielraum, um sich komplexen Recherchen und kreativen Geschichten zu widmen.

Doch die Automatisierung von journalistischen Aufgaben birgt auch Herausforderungen. Von automatisch generierten Artikeln darf man sich keine ambitionierte Prosa erwarten. Und ob dann Journalisten tatsächlich für wichtigere Projekte eingesetzt werden, bleibt abzuwarten. Sie könnten auch einfach wegrationalisiert werden.

Außerdem ist noch unklar, in welcher Form das Publikum auf automatisierte Inhalte und künstlich generierte Interaktion mit Chatbots reagieren wird. Schließlich sind Roboter zwar für Effizienz und Geschwindigkeit bekannt. Aber auch für Monotonie und Gleichförmigkeit. (Thomas Schmid, 12.7.2017)