Frauenlandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne): "Quote wirkt."

Foto: Grüne Vorarlberg

Bregenz – Im Zweijahresrhythmus lässt die Vorarlberger Landesregierung zusammen mit Arbeiterkammer und Gewerkschaft einen Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern erarbeiten. Am Montag wurde der sechste Bericht dieser Art präsentiert. Obwohl nur kleine Veränderungen sichtbar sind, sieht Studienautorin Susanne Feigl die Entwicklung "durchaus erfreulich, denn es geht in die richtige Richtung".

Positiv vermerkt Feigl das steigende Bildungsniveau der Vorarlbergerinnen. Hatten vor 15 Jahren noch 33 Prozent der erwerbstätigen Frauen nur Pflichtschulabschluss, sind es heute 17 Prozent. Die Frauen haben die bessere Schubildung, 15 Prozent besuchen eine höhere Schule (Männer: elf Prozent), 16 Prozent haben einen Hochschulabschluss (Männer: 14). Dennoch machen Frauen 63 Prozent der Hilfsarbeitskräfte aus, Männer stellen 70 Prozent der Führungskräfte.

Mit knapp 70 Prozent liegt die Erwerbsquote der Vorarlbergerinnen über dem Bundesdurchschnitt. Überdurchschnittlich groß ist aber auch die Differenz zwischen Frauen- und Männergehältern. Ganzjährig Vollzeit beschäftigte Frauen verdienen um 27 Prozent weniger als Männer (bundesweit beträgt die Differenz 18 Prozent). Ungleich aufgeteilt ist auch die unbezahlte Arbeit. Zwei Drittel der Familienarbeit müssen Frauen leisten. Vorarlberg ist bei der Väterkarenz im Bundesländervergleich Schlusslicht. Nur 9,5 Prozent der Väter beziehen Kinderbetreuungsgeld, in Wien sind es 30 Prozent.

Familienarbeit aufteilen

Die ungleiche Aufteilung der Familienarbeit gehe zulasten beider Elternteile, sagt Frauenlandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Männer arbeiten, sobald sie Kinder haben, mehr, um den Wegfall des Einkommens der Frau zu kompensieren. Sie hätten dadurch weniger Zeit für die Familie. Wiesflecker: "Wer die Frauen stärken will, muss den Männern Mut machen." Erwerbs- und Sorgearbeit müssten anders verteilt werden, "sonst kommen wir nicht weiter".

Manuela Auer vom ÖGB Vorarlberg fordert bessere Bezahlung, vor allem im Niedriglohnbereich, in dem Frauen vorwiegend tätig sind. Die Einigung der Sozialpartner auf einen Mindestlohn von 1.500 Euro sei erst der Anfang. Die nächste Forderung sei daher ein Mindestlohn von 1.700 Euro, so Auer.

Wiesflecker: Quote wirkt

Die Frauenlandesrätin will einerseits Überzeugungsarbeit leisten, andererseits müsse man, um in der Gleichstellungspolitik weiterzukommen, Strukturen ändern. Wiesflecker: "Ich bin eine absolute Vertreterin der Quote. Das wirkt." Beispielsweise in Landesbetrieben, wo seit 2011 der Frauenanteil 25 Prozent betragen muss. Nicht zufrieden ist Wiesflecker mit dem Frauenanteil in politischen Ämtern: In den Gemeindevertretungen beträgt er 23 Prozent, nur sieben Prozent der Gemeinden werden von einer Bürgermeisterin geführt, im Landtag sind 36 Prozent der Abgeordneten weiblich, so viele gab es bereits 2004. Nationalratsabgeordnete aus Vorarlberg gibt es keine einzige.

Gleichstellung brauche einen Masterplan, sagt Wiesflecker. Dieser bestehe derzeit aus einem regionalen Aktionsplan, den man im Herbst evaluieren werde. Nächstes Jahr soll ein Maßnahmenpaket für die nächste Legislaturperiode erarbeitet werden. Das Gleichstellungsgesetz werde man noch vor der nächsten Wahl überarbeiten. (Jutta Berger, 10.7.2017)