Seit Beginn der 1980er-Jahre engagierte sich Dorner in der Standesvertretung der Ärzte.

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Wien – Der frühere Ärztekammerpräsident Walter Dorner ist tot. Der Chirurg erlag im Alter von 75 Jahren in der Nacht auf Montag einem Krebsleiden, teilte die Standesvertretung am Dienstag mit. Dorner war von 1999 bis 2012 Präsident der Wiener und von 2007 bis 2012 Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

Der Berufsstand verliere mit Walter Dorner einen stets unermüdlichen Verfechter der ärztlichen Anliegen, erklärte der aktuelle Präsident der Standesvertretung, Thomas Szekeres, in einer Aussendung. "Walter Dorner hat gegen seine Krankheit bis zum Schluss gekämpft. Er wird uns so in Erinnerung bleiben, wie er als Standesvertreter und Arzt war: konsequent, kämpferisch und ein Stratege. Mit lauter Stimme scheute er keine Auseinandersetzung im Sinne der Anliegen der Kollegenschaft und der ihr anvertrauten Patienten", erklärte Szekeres. Dennoch habe er sich auch durch Eigenschaften wie seine hohe Kompromissfähigkeit und sein humanitäres Weltbild ausgezeichnet, die sowohl von politischen Freunden als auch Gegenspielern stets geachtet worden seien.

Kondolenzbuch in Wiener Ärztekammer

Für den verstorbenen Altpräsidenten liegt seit heute, Dienstag, ein Kondolenzbuch in der Wiener Ärztekammer auf. Es ist bis einschließlich Freitag zugänglich.

Seit Beginn der 1980er-Jahre engagierte sich Dorner in der Standesvertretung der Ärzte. Er war über viele Jahrzehnte Vorstands- und Vollversammlungsmitglied sowie in den unterschiedlichsten Bereichen innerhalb der Ärztekammer tätig. Von 1996 bis 1999 wirkte er als Vizepräsident sowie von 1999 bis 2012 als Präsident der Wiener Kammer. In der Österreichischen Ärztekammer war er von 1999 bis 2007 als Vizepräsident und 2007 bis 2012 als Präsident tätig.

Großes Goldenes Ehrenzeichen

Obwohl er aus der ÖVP-nahen "Vereinigung österreichischer Ärzte" stammte, legte sich Dorner in der Zeit der schwarz-blauen Bundesregierung mit Vorliebe mit ÖVP und Wirtschaftskammer an. Für seine Verdienste hat ihm die Ärztekammer 2005 das Große Ehrenzeichen der Österreichischen Ärztekammer verliehen, 2009 erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Seine berufliche Karriere als Arzt begann Dorner im Wiener Krankenhaus Göttlicher Heiland, wo er die Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie absolvierte und in weiterer Folge als Assistenz- sowie später als Oberarzt wirkte. 1979 wechselte Dorner in das Heeresspital in Wien-Stammersdorf, dessen ärztlicher Leiter er von 1987 bis Ende 2003 war. 2003 erhielt er den Rang eines Generalmajors.

Würdigung durch Gesundheitsministerin

Mit Betroffenheit haben Politik und Weggefährten am Dienstag auf das Ableben des früheren Ärztekammerpräsident Walter Dorner reagiert. Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) nannte Dorner einen anerkannten und geschätzten Arzt und Standesvertreter, für den die Anliegen von Kollegen und Patienten immer oberste Priorität hatten. "Die Zusammenarbeit mit ihm war stets von Lösungsorientiertheit und vor allem gegenseitiger Wertschätzung geprägt", sagte die Gesundheitsministerin in einer Aussendung.

Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), der in seiner früheren Funktion als Gesundheitsminister eng mit Dorner zusammengearbeitet hatte, schätzte den verstorbenen Altpräsidenten als "fachlich versierten und geradlinigen Verhandlungspartner, der viel zur Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitssystems beigetragen hat". Dorner habe die Ärzteschaft engagiert vertreten, dabei seien für ihn aber immer die Interessen der Patienten an erster Stelle gestanden.

"Erste Gruppenpraxen in seiner Ära"

Der Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach, würdigte Dorner als "starke und den gesamten Berufsstand der Ärzteschaft prägende Persönlichkeit". Die Zusammenarbeit mit Dorner sei immer von Kompromissbereitschaft und Einvernehmen geprägt gewesen. Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse und Vorsitzende der Trägerkonferenz, meinte, wie sehr Dorner die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems am Herzen gelegen ist, "zeigt die Tatsache, dass in seiner Ära die ersten Gruppenpraxen in Wien umgesetzt worden sind".

Für ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger war Dorner "ein Kämpfer mit Herz, der über 30 Jahre lang Unglaubliches für die Ärzteschaft geleistet hat. Kein Anliegen war ihm zu gering." Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses und freiheitliche Gesundheitssprecherin, Dagmar Belakowitsch-Jenewein, meinte, dass Dorner in seiner Präsidentschaft sowohl der Wiener als auch der Österreichischen Ärztekammer seinen Stempel aufgedrückt habe. (APA, 11.7.2017)