Aktuell erhalten fünf bis sechs Prozent aller Menschen, die in Österreich Pflegegeld beziehen, eine 24h-Betreuung.

Foto: APA/dpa/Angelika Warmuth

Wien – Die 24-Stunden-Betreuung hat sich in den letzten Jahren zu einem fixen Bestandteil der Pflegelandschaft entwickelt. Im Mai 2017 haben 25.289 Personen Förderungen für ihre 24-Stunden-Betreuung erhalten. 85.287 Personen hatten eine Gewerbeberechtigung als Personenbetreuer. Der Großteil davon kommt aus der Slowakei und aus Rumänien, heißt es aus dem Sozialministerium.

Aktuell erhalten fünf bis sechs Prozent aller Menschen, die in Österreich Pflegegeld beziehen, eine 24-Stunden-Betreuung. In Summe gesehen ist der Anteil der 24-Stunden-Betreuung an allen Pflegearrangements also vergleichsweise gering. Die 24-Stunden-Betreuung verzeichnet jedoch "kontinuierliche Zuwächse" und erfreut sich "erhöhter Beliebtheit", sagt der Pressesprecher des Sozialministeriums Christoph Ertl. Auch die Caritas betont die Wichtigkeit der Personenbetreuer, die eine Pflege von betroffenen Personen zu Hause ermöglichen.

Nur 1,6 Prozent der Betreuer sind Österreicher

Insgesamt haben 85.287 Personen einen Gewerbeschein für die selbstständige Personenbetreuung. Davon arbeiten derzeit 61.638 aktiv als Personenbetreuer. Die meisten stammen aus der Slowakei (41,8 Prozent) und aus Rumänien (40,9 Prozent). Aus Daten des Sozialministeriums geht hervor, dass der Anteil der Betreuer aus Rumänien in den letzten Jahren gestiegen ist. Weitere Herkunftsländer sind Ungarn, Kroatien, Bulgarien und Polen. Nur 1,6 Prozent der Personenbetreuer sind Österreicher.

Laut einem Bericht im "Profil" erwägen Personenbetreuer, bei einer Anpassung der Familienbeihilfe an das Preisniveau ihres Herkunftslandes ihre Arbeit in Österreich aufzugeben. Der Caritas zufolge werde das Thema Familienbeihilfe jedoch wenig Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen die Personenbetreuung haben, da die Kinder oftmals bereits über dem familienbeihilferelevanten Alter seien. "Entscheidend ist, dass Personenbetreuer, die in Österreich arbeiten, ein entsprechendes Entgelt zu fairen Bedingungen für ihre Arbeit erhalten", heißt es aus dem Pressebüro der Caritas.

666 Agenturen in Vermittlung tätig

Derzeit sind insgesamt 666 Agenturen in der Vermittlung von Personenbetreuern tätig. Geklagt wird seit längerem über einen "Agentur-Wildwuchs" und "wilde Methoden" der Vermittlungsagenturen in ehemaligen Industriegebieten in Rumänien. Betreuern werden beispielsweise pflegeleichte Patienten versprochen und landen schlussendlich bei schwer Demenzkranken.

Die Caritas bestätigt die teilweise fragwürdigen Geschäftspraktiken von Vermittlungsagenturen. Seit 2016 müssten zwar alle Vermittlungsagenturen das entsprechende Gewerbe "Organisation von Personenbetreuung" anmelden und seien daher an bestimmte Regeln gebunden, jedoch werden diese Vorschriften nicht kontrolliert. "Hier liegt ein großes Manko des Systems", heißt es von der Caritas. Große Wohlfahrtsträger wie die Caritas, das Hilfswerk und die Volkshilfe hätten sich jedoch zu einem selbstentwickelten Qualitätsstandard bekannt, um ein faires und qualitätsvolles Arbeiten in der Personenbetreuung zu garantieren.

Caritas fordert Reform des Pflegegeldes

Aber nicht nur in der 24-Stunden-Betreuung gebe es Probleme. Die Caritas fordert eine Reform des Pflegegelds, die Umsetzung der nationalen Demenzstrategie, gleiche Bedingungen für alle Menschen mit Pflegebedarf in Österreich und mehr Unterstützung und Entlastung der pflegenden Angehörigen. Bezüglich des letzten Punktes möchte Sozialminister Stöger mit seinem neuen Projekt "Selbstständiges Leben Daheim" Abhilfe schaffen. Die mehrstündige Alltagsbegleitung, die von Personen durchgeführt werden soll, die im Rahmen der "Aktion 20.000" beschäftigt werden, soll die Lücke zwischen dem Angebot der mobilen Dienste und der 24-Stunden-Betreuung schließen. Das Projekt ist derzeit am Anlaufen, heißt es aus dem Sozialministerium. Die Caritas begrüßt dieses Projekt, betont jedoch, dass die mehrstündigen Alltagsbegleitung auch nach Beendigung des Projekts Eingang in die Leistungsangebote der Bundesländer finden müsse. (APA, 11.7.2017)