Wien – Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat ein neues Medikament zur Behandlung von akuter lymphatischer Leukämie (ALL) bei Erwachsenen zugelassen. Das Mittel kann Krebszellen aufspüren, mittels "Adapter" an einen Rezeptor (CD22) der Zelle andocken und in sie eindringen. Es macht den Zellkern ausfindig, setzt dort ein Toxin frei und zerstört damit die Krebszelle, erklärt der Hersteller Pfizer.

Der Wirkstoff Inotuzumab-Ozogamicin (Handelsname Besponsa) wird als Infusion verabreicht. In Österreich ist das Mittel seit Juli verfügbar. Für Betroffene könne diese Therapie die Brücke zur lebensrettenden Stammzelltransplantation bilden, heißt es vonseiten des Pharmakonzerns.

"Die neue Leukämie-Therapie wird als sogenannte 'bridging therapy' gesehen. Das heißt, Ziel ist es, Patienten mit dem Medikament so weit zu stabilisieren, dass sie für eine Stammzelltransplantation infrage kommen. Denn diese Transplantation kann für Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie eine Chance auf Heilung vom Blutkrebs sein", erklärt Sylvia Nanz, Medizinische Direktorin von Pfizer Österreich

Überproduktion unreifer weißer Blutzellen

"Die akute lymphatische Leukämie ist eine schnell voranschreitende und lebensbedrohliche Krankheit. Die Prognose für Patienten ist leider auch heute oft noch schlecht und der Bedarf an neuen Therapien entsprechend hoch", ergänzt Tobias Eichhorn, Bereichsleiter Onkologie bei Pfizer Österreich. Mit den aktuell verfügbaren Therapien lebt heute nur einer von zehn Patienten noch fünf Jahre nach der Diagnose.

Die akute lymphatische Leukämie ist eine seltene Krebsform, die Blut und Knochenmark betrifft. Rund 20 Prozent der Leukämie-Fälle im Erwachsenenalter entfallen auf ALL. Sie entsteht aufgrund einer Überproduktion unreifer weißer Blutzellen. In Europa erhalten jährlich ca. 7.000 bis 8.000 Patienten die Diagnose akute lymphatische Leukämie. In Österreich geht man von rund 100 Patienten aus. (APA, red, 11.7.2017)