"Wir sind ein bunter Haufen, und das ist auch gut so", sagt Maria Baumgartner zu den Versuchen, ihre Initiative "Weil's um was geht" für oder gegen Parteien in Stellung zu bringen.

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STANDARD: Die von Ihnen mitbegründete Plattform "Weil's um was geht" ist bereits zum Spielball der Politik geworden. Die ÖVP unterstellt Ihnen, eine Vorfeldorganisation der SPÖ zu sein, und fordert ein Transparenzabkommen. Wie links sind Sie denn?

Baumgartner: Diese Vorwürfe sind irritierend und absurd. Das ist eine überparteiliche und zivilgesellschaftliche Initiative, die sehr klar in ihrer Themensetzung ist. Es sind fünf Themen, um die wir uns kümmern wollen. Wir hoffen, dass wir auch mit den Themen durchkommen. Der Wahlkampf soll nicht nur auf das Migrationsthema reduziert werden. Wir wollen über Europa reden, über Frauen und Gleichberechtigung, über Bildung und den Wirtschaftsstandort. Dass wir keine Vorfeldorganisation sind, zeigt ja auch die Teilnahme von Hans Peter Haselsteiner – der sicherlich für eine andere Partei in diesem Wahlkampf steht.

STANDARD: Bei der Präsentation vergangene Woche haben sich einige Proponenten sehr klar gegen die FPÖ positioniert. Da konnte man den Eindruck gewinnen, dass das eine Kampforganisation gegen rechts ist.

Baumgartner: Wir haben sehr differenziert zu vielen Themen Stellung genommen. Bildung ist uns wichtig, Jugend, Frauen. Auch Haselsteiner war differenziert.

STANDARD: Letztlich hat Hans Peter Haselsteiner dann wieder gegen die FPÖ gewettert, das blieb als Botschaft übrig.

Baumgartner: Haselsteiner hat das ausgesprochen. Aber es gingen die Fragen der Journalisten ausschließlich in diese Richtung. Im Bundespräsidentschaftswahlkampf hatte er sich sehr klar gegen die FPÖ positioniert, da gab es dann bei den Medien eine gewisse Erwartungshaltung. Die zivilgesellschaftliche Initiative, die für etwas eintritt, erschien den Medien offenbar nicht so spannend. Uns geht es aber darum, dass die leise Stimme der Vernunft wieder lauter werden soll. Wir wollen mit unseren Unterstützerinnen ein Crowdfunding der Ideen machen.

STANDARD: Unter den Erstunterzeichnerinnen ist auch die Gattin des Kanzlers. Die ÖVP sieht das als Beleg dafür, dass die Plattform gar nicht überparteilich sein kann.

Baumgartner: Ich kenne Frau Steinberger-Kern über die Arbeit, wir sind beide im Bereich der Start-ups tätig. Ich habe bei keinem unserer Unterstützer Parteibuch oder Lebenslauf abgefragt. Sie steht gegen den Kleingeist und für Weltoffenheit und Entschlossenheit. Damit ist sie eine gute Unterstützerin unserer Anliegen.

STANDARD: Wie stehen Sie selbst zu einer Regierungsbeteiligung der FPÖ?

Baumgartner: Ich bin Gott sei Dank keine Politikerin. Wir sind keine wahlwerbende Partei und geben keine Empfehlungen in dieser Richtung ab. Wir beteiligen uns nicht an Koalitionsspekulationen.

STANDARD: Haselsteiner, einer Ihrer prominentesten Unterstützer, geht das anders an. Er will die FPÖ definitiv nicht in der Regierung sehen.

Baumgartner: Wir sind ein bunter Haufen, das ist auch sehr gut so. Für mich persönlich sind die Inhalte wichtiger als die Farbenspiele. Zivilgesellschaftliche Initiativen sind manchmal sogar politischer, als es die Parteipolitik ist. Wir diskutieren viel mit Menschen, die ideologisch anders denken, und versuchen uns anzunähern, was denn das Beste für Österreich ist. Für uns ist es wichtig, dass wir gemeinsam etwas machen, dass wir konkret Themen ansprechen. Transparenz ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig, wir werden unsere Veranstaltungen über Respekt.net ganz transparent finanzieren. Uns hier Parteipolitik oder eine finanzielle Abhängigkeit zu unterstellen ist absurd, das entspringt diesem Schubladendenken. Ich würde mich schon sehr freuen, wenn wir Themen aufgreifen könnten.

STANDARD: Wie wollen Sie sich denn im Wahlkampf einbringen?

Baumgartner: Wir sind eine Bewegung, die im Gehen entsteht. Konkret machen wir jetzt zwei Formate: ein Dialogforum und ein Crowdfunding der Ideen. Wir beginnen einmal mit dem Thema Frauen. Was gibt es da für Fragestellungen, was wird nicht diskutiert, und welche Lösungen gäbe es. Diese Themen werden dann in kleineren Gruppen in Dialogforen übernommen, mit Experten, Journalisten, Politikern und Bürgern diskutiert. Das wird dann der Öffentlichkeit präsentiert. (Michael Völker, 12.7.2017)