Should I stay ...

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... or should I go?

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In der einfachstmöglichen Variante geht es so: Man füllt ein Formular aus, lädt den Taufschein und eine Ausweiskopie hoch und klickt auf "senden". Das war's. Der Antrag auf einen Religionsaustritt wird an die zuständige Kirchenbeitragsstelle weitergeleitet, und man ist ab sofort ohne religiöses Bekenntnis.

Doch dieser Entscheidung gingen zumeist reifliche Überlegungen oder ein konkreter Anlassfall voraus. Die Gründe für einen Austritt sind vielfältiger Natur, wie auch die ersten Ergebnisse einer Studie des Bistums Essen zeigen: Entfremdung und fehlende Bindung an die Kirche, die Kirchensteuer, eine nicht mehr zeitgemäße Haltung der Kirche, deren Frauenbild, der Zölibat sowie die Diskrepanz zu ethischen Positionen, Unglaubwürdigkeit, persönliche Enttäuschungen und kirchliche Skandale sind die Themen, die dabei am häufigsten genannt wurden. "Es ist nie ein Grund allein", sagt Tobias Faix, Theologieprofessor aus Kassel und Leiter des Forschungsinstituts Empirica, das die Studie gemeinsam mit der Universität Siegen durchgeführt hat. Vielmehr würden stets mehrere Aspekte zusammenspielen – "bis der Punkt kommt, an dem es heißt: 'Mir reicht's'".

Hat man sich dann überwunden, ist noch lange nicht gesagt, dass man diese Information nach außen trägt. So wie User heli570 erzählt:

Kirchenaustritte in Zahlen

In Österreich ist die Zahl der Austritte recht konstant, mit einem leichten Rückgang von drei Prozent im Jahr 2016. 54.886 Personen verließen da etwa die römisch-katholische Kirche. Einen historischen Höchststand, der zu einem Gutteil mit dem Bekanntwerden von kirchlichen Missbrauchsfällen zusammenhing, erreichten die Austritte im Jahr 2010 (85.960). In Deutschland wurde der Höchststand im Jahr 2014 erreicht, rund 218.000 Katholiken verließen in diesem Jahr die Kirche. Ein Wert, der in den darauffolgenden Jahren wieder rückläufig war. 2016 kehrten 162.000 Katholiken der Kirche den Rücken, 20.000 weniger als 2015. Aus der evangelischen Kirche in Deutschland sind 190.000 Menschen ausgetreten.

Auch die Regelungen rund um den Kirchenbeitrag sind in Österreich und Deutschland unterschiedlich. So beträgt die Beitragsgrundlage in der katholischen Kirche 1,1 Prozent des Jahreseinkommens, 1,2 Prozent in der evangelischen Kirche. Diesen Betrag kann man monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich an die Beitragsstelle überweisen oder per Einzugsermächtigung abbuchen lassen. In Deutschland hingegen wird für Mitglieder der großen Kirchen eine Abgabe von acht bis neun Prozent fällig. Diese wird von der Einkommens- und Lohnsteuer berechnet und direkt bei der Gehaltsabrechnung abgezogen.

Wie stehen Sie zur Kirche?

Welche Gründe haben Sie dazu bewogen, aus Ihrer Religionsgemeinschaft auszutreten? War es ein spontaner Beschluss, oder hat es schon lange in Ihnen gebrodelt? Gehen Sie in Ihrem Umfeld offen mit Ihrem Austritt um? Und falls Sie noch aktives Mitglied einer Kirche sind: Aus welchen Gründen ist es Ihnen ein Anliegen, dabeizubleiben? (aan, haju, 26.7.2017)