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Ankara/Athen – Es ist ein Plakat mit dem Saft und der Kraft des pinselschwingenden Sozialismus, irgendwo zwischen Pjöngjang und DDR. Doch es soll Çengelköy sein, ein Istanbuler Viertel am Bosporus, in der Putschnacht des 15. Juli vor einem Jahr. Junge türkische Männer bieten den Putschisten die Stirn. Triumph für die einen, Verzweiflung bei den anderen.

Ein Soldat schlägt die Hände über den Kopf zusammen, wohl der sinnlosen Unternehmung wegen und weil er sich den Zivilisten ergeben muss. "Ruhmreicher 15. Juli" steht als Titel über dem Plakat aus dem Präsidentenpalast von Tayyip Erdogan. "Mit Achtung gegenüber unseren Märtyrern und Helden", heißt es erklärend in der Unterzeile. Im Hintergrund blinken die Lichter der Bosporusbrücke. Doch all das wurde am Mittwoch ein Problem.

Erst meldeten sich die türkischen Nationalisten zu Wort, allen voran Meral Akşener, eine frühere Innenministerin. "Sofort in Ordnung bringen", verlangte Akşener. Das Plakat mache die türkische Armee lächerlich. Dann kam heraus: Das Porträt des Soldaten ist geklaut. Es stammt von dem amerikanischen Fotografen David Turnley und zeigt einen US-Soldaten, der vom Tod eines Kameraden erfährt – im Golfkrieg 1991. (Markus Bernath, 12.7.2017)