St. Pölten – In St. Pölten soll die "schlafende" Au südlich der Viehofner Seen zum belebten Wohnquartier im Einklang mit der Natur werden. Vor der Realisierung des Projekts gilt es aber, die NS-Vergangenheit des Areals, auf dem sich ein Zwangsarbeiterlager befand, aufzuarbeiten. Dessen Geschichte soll im Zuge archäologischer Grabungen im Auftrag des Bundesdenkmalamtes dokumentiert werden. Das Vorhaben wurde am Donnerstag vorgestellt.

Überreste waren stets sichtbar

Wie Stadtarchäologe Ronald Risy erläuterte, sind die Betonpfeiler der ehemaligen Stacheldrahtumzäunung und die Fundamentplatte einer Baracke im dichten Bewuchs des Auwaldes immer sichtbar gewesen. Interniert waren damals Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, vornehmlich aus der Ukraine, aber auch anderer Herkunft, die in der Glanzstoff-Fabrik Zwangsarbeit verrichten mussten.

Nun soll die gesamte ehemalige Innenverbauung des Lagers freigelegt und dokumentiert werden. "Es ist uns wichtig, die letzten noch verbliebenen stummen Zeugen dieser nicht sehr ruhmreichen Vergangenheit zu dokumentieren und wieder ins Bewusstsein zu bringen", erklärte Risy.

Rekonstruktion

Im Zuge der Vorarbeiten wurde das Gebiet um die sechs – durch Luftbilder aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bekannten – Baracken vom Bewuchs befreit. Bereits bei der Säuberung wurden zahlreiche Bau- und Konstruktionselemente der Gebäude entdeckt. "Diese geben gemeinsam mit anderen in diesem Bereich gefundenen Gegenständen des täglichen Gebrauchs wie Koch- und Essgeschirr von den Wohn- und Lebensbedingungen der Lagerbewohner Zeugnis", berichtete der örtliche Grabungsleiter Volker Lindinger vom Unternehmen ARDIG. (APA, 13. 7. 2017)