Salzburg – Im Laufe des Kriegsjahres 1942 wurden sieben Frauen aus der Stadt Salzburg sowie Hallein vom NS-Regime verhaftet, ohne Prozess nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sie waren allesamt dem kommunistischen Widerstand zuzurechnen. Doch während am Volksgerichtshof in Berlin die Verfahren gegen ihre Ehemänner noch liefen, bekamen die Frauen keine Chance, sich vor Gericht zu verteidigen.

Der KZ-Verband Salzburg hat nun eine Initiative gestartet, ihnen ein Memorial zu errichten. Dazu soll das bestehende Denkmal für die 1943 hingerichtete Widerstandkämpferin Rosa Hoffmann im Salzburger Stölzlpark erweitert werden. "Wir wollen nach der Sommerpause an den Gemeinderat herantraten, um politische Unterstützung für unsere Idee zu bekommen", sagte Christine Steger vom KZ-Verband bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Sie sprach von einem Angebot an die Stadt, im Gedenkjahr 2018 einen deutlichen Akzent zu setzen. "Erinnerungskultur ist immer auch Präventionsarbeit."

Kein Prozess, keine Prozessakten

Widerstand und politischer Aktionismus sei immer auch von Frauen betrieben worden, betonte Katharina Schmid, Vorsitzende des Frauengesundheitszentrums Salzburg und eine von sieben Patinnen für ein erweitertes Denkmal. "Jedoch fehlte und fehlt es an angemessener Dokumentation, Vermittlung und Wahrnehmung. Es liegt an uns, darüber aufzuklären."

Die Politikwissenschaftlerin Barbara Wolf-Wicha verwies am Donnerstag auf die Ungleichbehandlung "minder wichtiger Gruppen" im Nationalsozialismus, zu denen auch die meisten Frauen zählten. "Man warf ihnen Zellenbildung, widerständisches Verhalten, verbotene Hilfeleistungen und Unterstützungstätigkeit vor. Aber es gab keinen Prozess und keine Prozessakten." Auch darum habe es solange gedauert, bis Frauen ihren Platz in der Widerstandgeschichte einnehmen konnten.

Fehlende Studien über Frauen im Widerstand

"Die Erinnerungskultur bezüglich des Widerstands gegen das NS-Regime ist überwiegend männlich. Es gibt kaum Studien zu Frauen im Widerstand", erklärte auch Sylvia Hahn, Vizerektorin der Universität Salzburg. Für sie sei genau jetzt die Zeit, an die mutigen Kämpferinnen für Demokratie zu erinnern. "Das ist ein in politisch turbulenten Zeiten ein wichtiges Zeichen. Wir sehen derzeit einen schleichenden Abbau der demokratischen Werte."

Geht es nach dem Plan der InitiatorInnen, könnte die Ausschreibung für das Memorial noch heuer erfolgen. Eine Fachjury soll dabei die historischen und künstlerischen Anforderungen formulieren. (APA, 13.7.2017)