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Erstmals wird Iran Air von einer Frau geleitet.

Foto: REUTERS/Regis Duvignau/File Photo

In die erste Vorlesung ihres Doktoratsstudiums in Luftfahrttechnik an der Sharif-Universität für Technologie in Teheran kam sie zu spät – und die Frage des Professors nach dem Grund beantwortete sie mit dem denkwürdigen Satz: "Ich habe gerade ein Kind bekommen." Farzaneh Sharafbafi wurde später in ihrem Fach als erste Frau im Iran promoviert. Vor wenigen Tagen wurde sie als Chefin der Fluggesellschaft Iran Air vorgestellt – überflüssig zu sagen, dass sie die erste Frau in diesem Job ist.

Im Vorstand der Fluglinie saß die 44-Jährige schon zuvor, die in Interviews nicht damit hinterm Berg hält, wie hart es für eine iranische Karrierefrau ist, sich in einem männerdominierten Wissenschaftszweig und danach in der Berufswelt durchzusetzen. Damit sind aber nicht nur die iranischen Männerseilschaften gemeint. In einem Interview erzählte Sharafbafi einmal, dass ein Fachartikel, den sie in Großbritannien in einem Fachmagazin erscheinen lassen wollte – das war Teil der Anforderungen für ihren PhD -, tatsächlich abgedruckt wurde: aber gestohlen, unter einem anderen Namen.

Bildungsaffines Elternhaus

Sie hat es dennoch geschafft, auch, wie sie betont, mithilfe ihres Mannes, mit dem sie zwei Kinder hat. Im Iran gibt es Frauen, die ihre Karrieren tatsächlich der Existenz der Islamischen Republik verdanken. Durch die Islamisierung des öffentlichen Raums wurde dieser auch für Mädchen und Frauen aus konservativen islamischen Familien zugänglich. Aber Farzaneh Sharafbafi gehört wohl eher nicht zu diesen Frauen: Ihr Vater war Physikprofessor an der Uni, an der sie studierte, und ihr Elternhaus ohne Zweifel bildungsaffin.

Schon als kleines Mädchen zerlegte und reparierte sie, was ihr unter die Finger kam. Kaputter Staubsauger? Kein Problem mit Farzaneh im Haus, die aber auch Dinge wie "Airbag-Schuhe" erfand. Ihre Eltern nannten sie bald nur mehr "die Ingenieurin". So war ihr Weg vorgezeichnet. Für ihr Diplom baute sie einen innovativen Flugzeugflügel, war die Beste ihres Jahrgangs in Maschinenbau und wurde prompt von Iran Air engagiert.

Zuletzt war sie Leiterin der Forschungsabteilung, daneben unterrichtete sie an mehreren Universitäten. Als Chefin von Iran Air soll Sharafbafi auch strukturelle Reformen vornehmen, mit einem erhöhten Augenmerk auf Sicherheit. Nach dem teilweisen Wegfall der Sanktionen gegen den Iran erwartet die Fluglinie einen Entwicklungssprung. Hoffentlich auch die iranischen Frauen. (Gudrun Harrer, 13.7.2017)