Steffi Jones hat 2016 die Nachfolge von Silvia Neid als deutsche Bundestrainerin angetreten.

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Utrecht/Wien – Mit dem Spiel der gastgebenden Niederländerinnen gegen Norwegen wird am Sonntag in Utrecht die zwölfte Fußball-Europameisterschaft der Frauen eröffnet. Gespielt wird in sieben Städten: Deventer, Utrecht, Rotterdam, Breda, Doetinchem, Tilburg und Enschede, wo am 6. August finalisiert wird. Erstmals sind 16 Nationen dabei, erstmals ist Österreich dabei.

Die Favoriten sind andere: allen voran Deutschland – mit acht Titeln Rekordeuropameister. Ein neunter Titel, der siebente in Folge, ist nicht unwahrscheinlich. Auch wenn sich viel geändert hat im Land des amtierenden Olympiasiegers. Es ist die erste echte Bewährungsprobe für Steffi Jones. Die 111-fache Teamspielerin und Organisationschefin der Heim-WM 2011 hat im Vorjahr das Erbe von Silvia Neid angetreten.

Deutschland ohne Angerer und Sasic

Unter Neid, die elf Jahre im Amt war, war Deutschland Weltmeister, Olympiasieger und zweimal Europameister. In den vergangenen Jahren musste das DFB-Team Rücktritte einiger Leistungsträgerinnen verkraften: Torhüterin Nadine Angerer und Stürmerin Celia Sasic etwa beendeten ihre Teamkarriere nach der WM 2015. Jones hat dennoch den EM-Titel als klares Ziel vorgegeben.

Star des Teams ist Mittelfeldspielerin und Kapitänin Dzsenifer Marozsan. Es wird kein einfaches Spiel für die Deutschen, der Kreis der Titelanwärter ist in den Niederlanden wohl so groß wie nie.

Frankreich, im Klubfußball die Nr. 1

Die Französinnen werden seit einigen Jahren bei Europa- und Weltmeisterschaften als Mitfavoritinnen gehandelt. Für einen Titel hat es allerdings noch nie gereicht. Seit Herbst wird das Team um die Stars Eugénie Le Sommer, Amandine Henry und Wendy Renard von Olivier Echouafni gecoacht. Im Klubfußball hat Frankreich Deutschland bereits den Rang als Topnation abgelaufen. Das diesjährige Finale in der Champions League war eine rein-französische Angelegenheit. Olympique Lyon sicherte sich zum vierten Mal den Titel. Im Endspiel setzte sich Lyon im Elfmeterschießen gegen Paris Saint-Germain durch.

Um den Titel mitreden könnten auch die von Erfolgstrainerin Pia Sundhage gecoachten Schwedinnen mit ihrem Topstar Lotta Schelin, die Niederländerinnen mit Vivianne Miedema, die Engländerinnen oder auch die Spanierinnen, die überraschenderweise ohne ihren langjährigen Star Veronica Boquete in die Niederlande gereist sind.

Die Norwegerinnen haben zwar in Ada Hegerberg Europas Fußballerin des Jahres in ihren Reihen, für den Titel dürfte es aber schwierig werden. In der EM-Quali hatten sie gegen Österreich nur mit Glück einmal gewonnen und einmal remisiert.

Steinhaus, die Star-Schiedsrichterin

Im Übrigen werden sechs Teams von einer Frau gecoacht, zehn von einem Mann. Die Unparteiischen sind indes alle weiblich. Eine österreichische Schiedsrichterin hat es nicht in die Niederlande geschafft. Dabei ist aber die Bekannteste ihres Fachs: Bibiana Steinhaus. Die 38-jährige Deutsche darf kommende Saison auch in der ersten deutschen Männer-Bundesliga pfeifen.

Wie schon vergangene Sportgroßereignisse wird auch die Euro 2017 unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Für das Spiel England gegen Schottland am Mittwoch in Utrecht gab es eine Terrordrohung. Der niederländischen Anti-Terror-Behörde (NCTV) zufolge gebe es aber "keine Anzeichen für eine Attacke". (rie, 16.7.2017)