Militärische Ehren für Deutschlands Bundespräsidenten Steinmeier (mi.).

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Das Einzige, was Österreicher und Deutsche trennt, sei die gemeinsame Sprache: Dieses von leichter Patina überzogenen Bonmots, lange fälschlich dem Wiener Satiriker und Publizisten Karl Kraus zugeschrieben, bediente sich Hausherr Alexander Van der Bellen beim Besuch seines deutschen Konterparts Frank-Walter Steinmeier am Freitag in der Wiener Hofburg, um die amikalen Beziehungen der beiden Länder zu illustrieren.

Dieser, als ehemaliger SPD-Außenminister ganz Diplomat, nannte den Österreicher bei seinem Antrittsbesuch einen "neuen Freund in Wien" und gelobte augenzwinkernd, von seinem um acht Wochen dienstälteren Kollegen lernen zu wollen. Tenor: Zwischen Österreich und Deutschland passt kein Blatt Papier.

Abseits des Süßholzes widmeten sich die beiden Staatsoberhäupter aber auch der hohen Politik. Etwa jener in Österreichs Nachbarschaft, dem Westbalkan. Beide Präsidenten warnten die Europäische Union davor, die "schwierige Situation" dort außer Acht zu lassen – schließlich, so Steinmeier, sei "die Stabilität auf dem Westbalkan nur dann gewährleistet, wenn die Perspektive auf Europa aufrecht bleibt".

Seufzer der Erleichterung

Sowohl Van der Bellen als auch Steinmeier wiesen auf ihre gebotene Neutralität in Bezug auf die anstehenden Parlamentswahlen in beiden Ländern hin. Dass in Europas Staatskanzleien, auch jener in Berlin, ein "Seufzer der Erleichterung" zu vernehmen gewesen sei, als die Kunde von der Wahl des früheren Grünen-Chefs zum Bundespräsidenten Österreichs die Runde gemacht habe, verhehlte Steinmeier nicht. Beide betonten die Bedeutung Europas, auch und vor allem in puncto Migration.

"Es geht nicht ohne europäische Lösung", sagte Steinmeier hinsichtlich der gemeinsamen Anstrengungen, Flüchtlingen angemessen zu begegnen. Für Schmunzler unter den anwesenden Journalisten sorgte der Deutsche, als er – absichtlich oder nicht – angesichts der vom österreichischen Außenminister geforderten Schließung der Mittelmeerroute konstatierte, diese greife zu kurz. Man müsse den Migranten vielmehr "Gründe geben, in ihrer Heimat zu bleiben", unterstrich Steinmeier, der am Nachmittag noch Bundeskanzler Christian Kern traf. (flon, 14.7.2017)